Das einfache Rezept der Holländer gegen MRSA

Ein Blick über die Grenzen, in die Niederlande, zeigt, was gegen Klinikkeime hilft: Wissen einfach anwenden.

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KÖLN (iss). Die nordrhein-westfälische Landesgesundheitskonferenz hat sich die Prävention nosokomialer Infektionen auf die Fahnen geschrieben.

Teil des sektorübergreifenden Handlungskonzepts, auf das sich die Teilnehmer verständigt haben, ist auch der Blick über die Grenze nach Westen. Geplant ist der intensivierte Fachaustausch mit den Niederlanden.

Das Nachbarland weist im stationären Bereich im Vergleich zu Deutschland eine deutlich geringere Infektionsrate mit MRSA auf.

"Eine Orientierung an den in den Niederlanden getroffenen Maßnahmen kann also für Deutschland hilfreich sein", heißt es in der Entschließung der Gesundheitskonferenz.

Risiko Schweinebauern und Ausländer

Holland ist bereits in den 80-er Jahren initiativ geworden, berichtet Dr. Robin Köck, Arzt an den Instituten für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Universität Münster.

"Dazu zählen konsequente Umsetzung von Hygienestandards, strikte Isolierung von Risikopatienten und Weiterverfolgung besiedelter Patienten auch außerhalb der Kliniken", sagt Köck, der sich in verschiedenen Initiativen zur MRSA-Bekämpfung engagiert und Koordinator des MRE-Netzwerks Nordwest ist.

Zu den Risikogruppen gehören in den Niederlanden Patienten, die in ausländischen Kliniken vorbehandelt wurden, und Schweinebauern.

"Wenn solche Patienten kommen, werden sie so lange isoliert, bis nachgewiesen ist, dass sie MRSA-negativ sind." Bei Deutschen, die in den Niederlanden ins Krankenhaus müssen, löst das häufig Befremden aus.

Der deutsche Infektionsberg

In Deutschland fehlte ein solch stringentes Konzept. In den 90-er Jahren bis etwa 2000 stieg die Zahl der MRSA-Infektionen.

"Wir müssen hierzulande von einem Berg an Infektionen hinunter, der in den Niederlanden erst gar nicht entstanden ist", sagt Köck.

Zwar gibt es sehr gute Empfehlungen des Robert Koch Instituts, so Köck - sie werden in den Kliniken aber unterschiedlich gehandhabt. Inzwischen existieren mehrere Inititiativen gegen MRSA.

In der deutsch-niederländischen Grenzregion war bis 2010 das mit EU-Mitteln geförderte grenzüberschreitende MRSA-net aktiv, mit dem EurSafety Health-net als Folgeprojekt.

Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es 40 verschiedene Netzwerke auf kommunaler Ebene. Ambulante Medizin, des Rettungsdienstes und Pflegeeinrichtungen sind beteiligt.

Lesen Sie dazu auch: Kampf den Keimen: Wo sind die Hygieneärzte?

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 17.04.201622:49 Uhr

es gibt kein "ganz einfaches Rezept", denn es geht auch um Geld und Risikobeurteilung

Holland macht "screening" nicht nur AUS der Landwirtschaft, sondern auch IN der Landwirtschaft, nicht nur bei Schweinen und hat dort bereits eine erhebliche Reduzierung der Antibiotika-Anwendung realisiert, das vermisse ich in der Diskussion immer.
Offenbar hat man sich aber mit den resistenten Keimen "von außen" schon abgefunden, ein globales Problem.
Holland gibt trotz rel. Leistungseinschränkungen pro Kopf mehr Geld für ihr Gesundheitssystem aus als Deutschland,
Holland arbeitet hier dezentraler, macht mehr ambulante Medizin und setzt dazu auch mehr Personal ein, vor allem auch für das nicht ärztliche Personal. Mehr screening im Krankenhaus geht nicht ohne mehr Geld.
Wenn man also nicht mehr Geld und Personal einsetzen will kommt irgendwann die immer geforderte Risikobeurteilung mit der Frage: weniger Infektionsopfer aber mehr Krebstote?

Dr. Karlheinz Bayer 30.12.201108:42 Uhr

die Landkarte ist keneswegs überzeugend oder beweisend


Gibt es in Europa ein Nord-Süd-Gefälle (Die britischen Inseln dürfen klimatisch wegen des Golfstroms zum Süden gezählt werden!) ?

Haben Frankreich, Deutschland, die Tschechen und die Polen andere Hygienemaßnahmen als Portugal, Spanien, Italien und die Türkei?

Warum sind Österreich und Luxemburg anders als die Schweiz oder Holland?


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