Neue Lehrkonzepte
Das ist Spahns neuer Plan für mehr Arzneisicherheit
Die Bundesregierung schreibt ihren Aktionsplan für mehr Sicherheit in der Arzneimitteltherapie fort. Laut Entwurf sollen dabei auch gemeinsame Lehrveranstaltungen von Medizin- und Pharmaziestudierenden weiterhelfen.
Veröffentlicht:Berlin. Die Bundesregierung forciert ihre Bemühungen um mehr Sicherheit in der Arzneimitteltherapie. Zu diesem Zweck sollten künftig auch gemeinsame Lehrveranstaltungen von Medizin- und Pharmaziestudierenden ermöglicht werden, heißt es in einem Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) für einen „Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS)“ in den Jahren 2021 bis 2024. Der Entwurf liegt der „Ärzte Zeitung“ vor.
Bereits in der Ausbildung, aber auch während der Weiter- und Fortbildung sollten Ärzte, Apotheker sowie Pflegekräfte je nach Berufsgruppe „AMTS-relevante Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen vermittelt werden, heißt es. In einem Modellprojekt solle ein interprofessionelles AMTS-Lehrkonzept entwickelt werden.
Die an einigen Universitäten schon erprobten Lehrkonzepte sollten in einem begleitenden Workshop verglichen und auf ihre Eignung für einen bundesweiten Rollout überprüft werden. Als Zeitschiene nennt das Ministerium „bis 2024“.
Polymedikation als Thema im Studium
Darüber hinaus schlägt das BMG vor, dass sich bereits Studierende der Medizin und junge Ärzte „relevantes pharmakotherapeutisches Wissen zu häufig verordneten und/oder besonders risikoreichen Arzneimitteln“ aneignen sollten, um eine „breite Verordnungskompetenz“ zu erlangen.
In neu aufzulegenden Curricula für das Medizinstudium und die Facharztweiterbildung ließen sich Kenntnisse aus den Bereichen „Umgang mit Polymedikation“, „geriatrische Pharmakotherapie“ und „pädiatrische Pharmakotherapie“ vermitteln.
Ärzte und Apotheker arbeiten mit
Der Aktionsplan 2021 bis 2024 soll bisherige AMTS-Aktionspläne weiterentwickeln. Der erste Plan wurde 2008 veröffentlicht. Die Umsetzung wird von einer Koordinierungsgruppe begleitet. In dieser sind außer dem BMG die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), die Kassenärztliche Bundesvereinigung, Apotheker-, Pflege- und Patientenverbände sowie die Deutsche Krankenhausgesellschaft vertreten.
Als Schritte hin zu mehr Sicherheit in der Arzneimitteltherapie werden im Entwurf für den Aktionsplan ab 2021 unter anderem diese Punkte genannt:
- Sensibilisierung von Patienten: Bei Fragen zur Arzneimitteltherapie seien – je nach Situation – Ärzte, Apotheker und Pflegekräfte primäre Ansprechpartner der Patienten, heißt es im Entwurf des BMG. Zur Unterstützung von Gesprächen mit Angehörigen der genannten Berufsgruppen habe sich international ein Merkblatt bewährt. Eine solche Orientierungshilfe für Patienten gelte es auch in Deutschland zu entwickeln.
- Mehr Informationen zu riskanten Arzneien: Hierzu wird im Entwurf die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen und Listen für Hochrisikoarzneimittel für Arztpraxen und Krankenhäuser empfohlen. Zudem sollen Anwendungshinweise für Arzneimittel bei Patienten mit Leberzirrhose erarbeitet werden. Die webbasierte Embryotox-Datenbank soll aktualisiert werden.
- AMTS messen: Ärzte, Apotheker, Kliniken und Vertreter wissenschaftlicher Fachgesellschaften sollen gemeinsam Qualitätsziele und Indikatoren zur Messung der AMTS erarbeiten. „Die Messung von AMTS in der Routineversorgung ist Voraussetzung für die kontinuierliche Optimierung von AMTS und Transparenz bezüglich der Qualität der Arzneimitteltherapie bzw. im Arzneimitteltherapieprozess“, schreibt das Ministerium. Darüber hinaus soll das Potenzial zur Verbesserung der AMTS etwa durch elektronische Verordnungen in Kliniken sowie interprofessionelles Medikationsmanagement in Hausarztpraxen und Apotheken ermittelt werden.
AkdÄ: Verbesserungen sporadisch, aber nicht systemimmanent
Vertreter der AkdÄ hatten zuletzt immer wieder betont, dass eine größere Sicherheit in der Arzneimitteltherapie häufig an der „inadäquaten Risikowahrnehmung“ von Ärzten und Patienten sowie am sorglosen Umgang mit der Verordnung und Einnahme von Arzneimitteln scheitere.
Als problematisch erweise sich zudem, dass AMTS nicht im Rahmen der externen Qualitätssicherung gemessen und auch nicht belohnt werde. Verbesserungen seien daher sporadisch, aber nicht systemimmanent, so AkdÄ-Vorstandsmitglied Professor Daniel Grandt. Engagement für die AMTS sei mit zusätzlichem Aufwand verbunden, aber nicht erlösrelevant.