Demenzkranke kommen in der Ausbildung nicht vor
Die Zahl der Klinikpatienten, die auch an Demenz leiden, wird immer stärker steigen. In der Krankenpflegeausbildung wird das bislang kaum berücksichtigt.
Veröffentlicht:BREMEN (cben). Krankenpflegeschüler fühlen sich auf den Umgang mit demenzkranken Patienten schlecht vorbereitet.
Das hat eine Studie des Institutes für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen ergeben.
„Die steigende Zahl von Demenzkranken in den Krankenhäusern sollte in der Pflegeausbildung curricular berücksichtigt werden.
Da könnte die Krankenpflege von der Altenpflege lernen“, sagte Institutsdirektor Professor Stefan Görres zur „Ärzte Zeitung“.
Die Autoren der Studie „Demenzsensible nicht medikamentöse Konzepte in Pflegeschulen“ befragten über mehrere Monate alle rund 1300 Kranken- und Altenpflegeschulen in Deutschland und knapp 2500 Pflegeauszubildende.
Die wichtigsten Ergebnisse: Ein Großteil (75,6 Prozent) der Auszubildenden in der Krankenpflege wird regelmäßig beauftragt, demenzkranke Menschen in Krankenhäusern zu betreuen.
Bei 74 Prozent der Auszubildenen treten Kompetenzunsicherheiten auf
Doch nur knapp ein Viertel (23,4 Prozent) von ihnen glaubt, dass ihre Kompetenzen zum Zeitpunkt der Befragung ausreichen, um Menschen mit Demenz auch wirklich so betreuen zu können, wie es angemessen wäre.
Bei 74 Prozent der Auszubildenden in der Krankenpflege treten Kompetenzunsicherheiten auf, wenn Demenzpatienten zum Beispiel aggressiv sind. 64,9 Prozent haben Probleme, die Bedürfnisse des an Demenz erkrankten Menschen zu erkennen. Gut die Hälfte der Auszubildenden (56,3 Prozent) fühlt sich im Umgang mit den Angehörigen schlecht vorbereitet.
Anders als in der Altenpflegeausbildung fehlten in der Krankenpflegeausbildung oft die Ansätze und Trainingsmöglichkeiten zur Pflege von Demenzkranken, hieß es. Die Studie spricht hier unter anderem von zu wenig Zeit, Personal und Geld, von mangelnden Qualifikationen der Mitarbeiter und sieht in der Krankenpflegeausbildung zudem „fehlendes Interesse“.
„Die Pflegesituation ist im Hinblick auf Demenzkranke nicht mehr haltbar“, resümiert Görres. „Wir müssen mehr zur Vermittlung demenzspezifischer Kompetenzen tun. Dies wird nicht nur die Versorgungsqualität, sondern auch die Arbeitszufriedenheit deutlich erhöhen“, ist er sich sicher.