EU-Länder im Vergleich
Deutschland hat die höchsten Ausgaben für Krebsversorgung
524 Euro gab Deutschland zuletzt pro Kopf jährlich für die Versorgung von Krebspatienten aus. Die Zugänglichkeit zur Versorgung gilt im EU-Vergleich als gut. Schlecht sieht es beim Gesundheitsverhalten der Deutschen aus.
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Hohe Ausgaben für die Krebsversorgung, ordentliche Resultate bei der Früherkennung, miserable Werte bei Rauchverhalten und Alkoholkonsum: Deutschland im EU-Vergleich.
© Julian Stratenschulte/dpa
Berlin. Deutschland liegt mit Pro-Kopf-Ausgaben von 524 Euro für die Krebsversorgung an der Spitze der EU. Nur die Niederlande weisen Ausgaben in gleicher Höhe aus. Dagegen beträgt der EU-Durchschnitt der Ausgaben für die onkologische Versorgung 326 Euro. Das geht aus den „EU-Länderprofilen Krebs 2023“ hervor, die die EU-Kommission und die OECD am Mittwoch vorgestellt haben.
Nur Belgien (522 Euro), Dänemark (516 Euro) oder Luxemburg (510 Euro) weisen vergleichbar hohe Kosten auf. Italien (348 Euro) und Spanien (285 Euro) weisen Ausgaben etwa in Höhe des EU-Durchschnitts auf. Für Bulgarien (165 Euro) und Rumänien (160 Euro) werden die geringsten Ausgaben in der Krebsversorgung verzeichnet.
Die Zugänglichkeit der onkologischen Versorgung gilt hierzulande im EU-Vergleich als gut. Der ungedeckte medizinische Bedarf aus finanziellen Gründen, wegen der geografischen Erreichbarkeit oder Wartelisten sei in den vergangenen Jahren weiter zurückgegangen und habe im Jahr 2016 bei „fast null“ gelegen, heißt es im Bericht. Das sieht in weiten Teilen der EU anders aus: Im Jahr 2020 hätten Schätzungen zufolge 1,8 Prozent der EU-Bevölkerung aus den genannten Gründen auf ärztliche Untersuchungen verzichtet.
Bildungsgefälle bei Früherkennung ist teilweise unterdurchschnittlich
Das hat seinen Preis: Deutschland wandte zuletzt 12,8 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Gesundheitsausgaben auf, im Durchschnitt der EU-Länder waren es 10,9 Prozent.
Überdurchschnittliche Werte weist Deutschland bei der Ausstattung mit CT und Magnetresonanztomografen pro 100.000 Einwohner auf, Gleiches gilt für Partikeltherapie-Zentren. Bei der Zahl der Onkologen erzielt Deutschland mit 3,54 pro 100.000 Einwohner einen Mittelwert im Vergleich der EU-Länder.
Bei der Früherkennung kann Deutschland teilweise punkten: So gehört beispielsweise die Teilnahmerate am Darmkrebsscreening mit knapp 44 Prozent im Alter von 50 bis 74 Jahren zu den höchsten im EU-Vergleich (Durchschnitt: 33,3 Prozent). Auch ist das Bildungsgefälle bei den Teilnahmeraten am Brustkrebsscreening in Deutschland deutlich geringer als in vielen anderen Nachbarstaaten. Anders sieht es beim Screening auf Gebärmutterhalskrebs aus: Hier variiert die Teilnahmerate je nach Bildungsniveau um bis zu 20 Prozentpunkte.
Fast jeder vierte Erwachsene raucht täglich
Der hohe Ressourcenaufwand in der onkologischen Versorgung und die gute Zugänglichkeit schlagen sich in Fünf-Jahre-Überlebensraten nieder, die in Deutschland bei den meisten Krebsarten über dem EU-Durchschnitt liegen: Diese betragen bei Prostatakrebs 92 Prozent (EU: 87 Prozent), bei Brustkrebs 86 Prozent (EU: 83 Prozent) und bei Darmkrebs 65 Prozent (60 Prozent).
Bei den Risikofaktoren hat Deutschland dagegen erheblichen Nachholbedarf: So rauchen beispielsweise 22 Prozent der Erwachsenen täglich. Nur Lettland, Griechenland und Bulgarien weisen noch schlechtere Werte auf. Zum Vergleich: In Schweden, Island und Finnland rauchen nur fünf bis zehn Prozent der Erwachsenen täglich. Ähnlich trübe sieht es beim Alkoholkonsum aus: Für 4,6 Prozent der hiesigen Bevölkerung wird ein schädlicher Alkoholkonsum berichtet – 2,7 Prozent sind es in der EU. (fst)