Diabetes Gesellschaft
Diabetes Patienten schlecht versorgt
Es fehlen Diabetologen und Fachzentren, das AMNOG hält Arznei-Innovationen vom Markt fern, beklagt die Diabetes Gesellschaft.
Veröffentlicht:
Es fehlen Fachkräfte und Schwerpunktpraxen um der wachsenden Zahl an Diabetikern Herr zu werden, so die DDG.
© AlexRaths / Getty Images / iStock
BERLIN. Zahlreiche Kritikpunkte an der derzeitigen Versorgung von Diabetes-Patienten hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ausgemacht. Einer der gravierendsten: die Auswirkungen des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) auf die Diabetologie. Zwar unterstütze die DDG die Notwendigkeit und das Konzept des Gesetzes zur Kostenbegrenzung, unterstrich Professor Dirk Müller-Wieland, Vizepräsident der Fachgesellschaft. "Der GBA bezieht die wissenschaftlichen Fachgesellschaften bei der Definition des "medizinischen Standards" aber nicht ausreichend ein", so Müller Wieland am Rande der Jahrespressekonferenz der DDG in Berlin.
Wichtig sei zum Beispiel , die Fachgesellschaften bei der Festlegung der sogenannten zweckmäßigen Vergleichstherapie – der Therapie also, für die vorzugsweise Endpunktstudien vorliegen und die sich in der praktischen Anwendung bewährt hat – zu beteiligen. Zudem sollten chronisch kranke Patienten wie Diabetiker an der frühen Nutzenbewertung gemäß dem AMNOG teilnehmen können, fordert die DDG.
Mit Sorge betrachtet die DDG auch die Versorgungslage für Diabetiker. Die Anzahl der Menschen, die unter Diabetes leiden, steige drastisch, berichtete Professor Baptist Gallwitz von der DDG. "Es fehlen aber entsprechende Fachkräfte und Schwerpunktpraxen, um dieser Situation Herr zu werden", so der stellvertretende Direktor der Medizinischen Klinik IV an der Uni Tübingen. Derzeit erfolgt die stationäre spezialisierte Betreuung von Diabetikern in etwa 165 zertifizierten Einrichtungen an Krankenhäusern. Ambulant betreuen circa 60 000 Hausärzte und rund 1100 Schwerpunktpraxen mit Diabetologen Patienten mit Diabetes. Die Zahl der klinischen Lehrstühle für Diabetologie und Stoffwechsel an deutschen Universitäten sinke. Die DDG fordert eine standardmäßige Verankerung des Faches im Studium. Außerdem müssten Bund und Länder dafür sorgen, dass die Zahl der Lehrstühle wieder steige, so Gallwitz.
Kritik übte die DDG an der Mutterschaftsrichtlinie. Darin ist zum Screening auf Gestationsdiabetes die einfache von zwei Blutzuckerbelastungstest-Varianten vorgesehen. Sinnvoller ist nach Ansicht der DDG initial der präzisere 75 g orale Glukosetoleranztest (75 g oGTT). Bei allen Schwangeren sollte dieser Test zum Screening direkt abgerechnet werden dürfen, so Professor Ute Schäfer-Graf von der DDG. Das sei derzeit nicht der Fall.