Kommentar zum Gesundheitsstrukturgesetz
Die Illusion vom freien Wettbewerb
Manchmal könnte man meinen, beim Kompromiss von Lahnstein hätten die Protagonisten vor 20 Jahren eine Eier legende Wollmilchsau geschaffen. Immerhin gelten sie als die Väter des solidarischen Wettbewerbs im Gesundheitswesen.
Wenn es Rudolf Dreßler, Horst Seehofer und Dieter Thomae tatsächlich gelungen wäre, Solidarität und Wettbewerb unter einen Hut zu bringen, hätten sie Großes geleistet. Der Haken an der Sache ist nur, dass der Beweis für das Gelingen bis heute aussteht, zumindest wenn es ums große Ganze geht.
Und genau darum muss es gehen. Veränderungen im Gesundheitswesen müssen sich daran messen lassen, ob sie den freien Zugang zur flächendeckenden qualitätsgesicherten Versorgung garantieren - nicht nur unter Luxusbedingungen mancher Großstadtviertel, sondern auch in strukturschwachen und unterprivilegierten Regionen.
Bislang hat niemand eine Lösung gefunden, wie das unter Wettbewerbsbedingungen geschehen soll. Solidarischer Wettbewerb darf eines nicht heißen: Die Anbieter machen unter sich die Anteile in den gewinn- und prestigeträchtigen Sektoren aus, und um den als unattraktiv eingeschätzten Rest kann sich die Solidargemeinschaft kümmern.
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