Bundesregierung
Digitalisierungsschub für Gesundheitsämter
Das Corona-Kabinett der Bundesregierung beschleunigt die Arbeit der Gesundheitsämter. Gesundheitsminister Spahn sieht darin den Knackpunkt für eine Lockerung der Alltagsbeschränkungen.
Veröffentlicht:Berlin. Das Corona-Kabinett hat am Montag weitere Unterstützung des Bundes für den Öffentlichen Gesundheitsdienstes beschlossen. Das hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt. Jedes der knapp 400 Gesundheitsämter soll demnach „unbürokratisch“ 150.000 Euro zum Auf- und Ausbau der digitalen Infrastruktur erhalten. Papier und Faxverkehr in der Kommunikation müssten eliminiert werden, sagte Spahn.
So sollen unter anderem die Meldewege zwischen den Ämtern und dem Robert Koch-Institut verkürzt werden. Um hier Tempo zu machen bekommen je zehn Gesundheitsämter einen festen Ansprechpartner bei der für die Seuchenbekämpfung zuständigen Bundesoberbehörde.
Infektionsketten digital verfolgen
„Der Öffentliche Gesundheitsdienst ist der Dreh- und Angelpunkt, was das Unterbrechen von Infektionsketten angeht“, sagte Spahn. Das Identifizieren und Unterbrechen von Infektionsketten soll stärker digital unterstützt werden.
So soll es möglich werden, binnen 24 Stunden alle Kontakte eines Infizierten nachzuvollziehen. Dies sei notwendig, um die jeweils mit einer Verzögerung von zehn bis 14 Tagen auf das Gesundheitssystem zurollenden Belastungen zu antizipieren.
Den Öffentlichen Gesundheitsdienst in Richtung „Übersicht und Kontrolle des Ausbruchsgeschehens“ zu ertüchtigen, sei Grundvoraussetzung für eine Lockerung der Alltagsbeschränkungen, betonte Spahn.
Helfen sollen dabei „Quarantäne-Apps“, um die Kommunikation zwischen Gesundheitsämtern und Infizierten zu erleichtern. Eine Tracing-App auf freiwilliger Basis solle die Nachverfolgung von Kontakten erleichtern.
Personalschlüssel für Gesundheitsamt
Schon im März hatte die Regierung beschlossen, die Ämter beim Aufbau von Personal zu unterstützen. Es wurde ein Personalschlüssel festgelegt, nach dem für je 20.000 Einwohner in Deutschland jeweils ein Team von fünf Mitarbeitern des öffentlichen Gesundheitsdienstes zuständig sein solle. Zudem hat die Regierung ein Programm aufgelegt, mit dem Medizinstudierende nach vorausgegangener Qualifizierung bei Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes eingesetzt werden können.
Beschlossen wurde im Corona-Kabinett auch, dass die Kosten für die Behandlung von mit SARS-CoV-2 infizierten EU-Bürgern auf deutschen Intensivstationen vom hiesigen Gesundheitssystem getragen werden sollen. „Das ist für uns ein Stück gelebter europäischer Solidarität“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag.
Laut Auswärtigem Amt wurden bislang 229 Patienten aus anderen EU-Mitgliedsstaaten nach Deutschland zur Behandlung wegen SARS-CoV-2 überstellt. Davon kamen den Angaben zufolge 130 aus Frankreich, 44 aus Italien und 55 aus den Niederlanden.