„Belastbare Daten fehlen“
Onkologen und Selbsthilfe warnen vor falschen Erwartungen an EDIM-Tests
Den Einsatz von EDIM-Tests zur Krebsfrüherkennung sehen Onkologen kritisch. Jetzt haben sie eine Warnung veröffentlicht: Bei Patienten könnten „falsche Erwartungen“ geweckt werden.
Veröffentlicht:Berlin. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) warnt in einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung Patienten davor, bei der Krebsfrüherkennung zu sehr auf Bluttests zu setzen. Stattdessen sollten die von den Krankenkassen bezahlten Früherkennungsmaßnahmen besser genutzt werden, heißt es in der Mitteilung, an der neben der DGHO zwölf weitere Fachgesellschaften und Patientenorganisationen beteiligt waren.
Ein Dorn im Augen sind den Verbänden, dass EDIM-Tests „derzeit intensiv beworben und auch als zusätzliche Versicherungsleistung angeboten“ werden. Dabei fehlten bisher „belastbare Daten über ihren tatsächlichen Nutzen“. Die Gesellschaften und Krebs-Selbsthilfe sehen Anlass dazu, vor falschen Erwartungen an die Bluttests zu warnen.
„Kein validiertes Verfahren“
Dafür verweisen sie auf eine Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), die im Juli 2023 veröffentlicht wurde. Die PRIO hatte die Daten von EDIM-Tests analysiert. Das Ergebnis, wie es PRIO-Vorsitzende Professor Jutta Hübner (Jena) laut Mitteilung zusammenfasst: „Der EDIM-TKTL1- oder der EDIM-Apo10-Test sind keine Verfahren, die zur Früherkennung, Diagnose, Prognoseeinschätzung oder als Hinweis auf ein mögliches Therapieansprechen empfohlen werden können.“ In der Stellungnahme heißt es zudem, dass es sich bei diesen Tests nach aktuellem Wissensstand „um kein validiertes Verfahren der in-vitro-Diagnostik handelt, das prospektiv in einer für das beworbene Einsatzgebiet adäquaten kontrollierten Studie geprüft wurde“.
In der Stellungnahme der PRIO vom Juli heißt es, dass die Bestimmung des Transketolase-like 1 Proteins TKTL1 oder von Apo10 mit dem sogenannten EDIM-Test Gesunden zur Früherkennung von malignen Tumoren sowie Patienten zur Begründung der Indikation für eine kohlenhydratarme oder ketogene Diät und zur Verlaufskontrolle therapeutischer Maßnahmen angeboten wird.
Mehr Werbung für etablierte Früherkennung
Die Fachgesellschaften und Selbsthilfe-Organisationen warnen „nachdrücklich vor Angeboten, die vor allem auf einem Geschäft mit der Angst beruhen“. Gleichzeitig plädieren sie dafür, die vorhandenen, von den Kassen finanzierten Früherkennungsuntersuchungen stärker zu nutzen. So etwa die Mammographie. Diese werde von weniger als 50 Prozent der eingeladenen Frauen genutzt.
„Hier müssen wir ansetzen und auf der Basis seriöser Studien und in enger Zusammenarbeit von Selbsthilfe sowie Expertinnen und Experten Überzeugungsarbeit leisten“, sagte Hedy Kerek-Bodden, Vorsitzende des Hauses der Krebs-Selbsthilfe Bundesverband. (juk)