Jahresbericht zur Gleichstellung der Geschlechter
EU-Kommission sagt Paternalismus den Kampf an
Zum Internationalen Frauentag will die EU unter anderem mehr weibliche Führungskräfte – auch in an sich schon frauendominierten Berufsfeldern wie der Gesundheit und der Pflege.
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Ohne Männerquote? Auch Frauen entscheiden als Führungspersönlichkeiten – das will die EU-Kommission in Zukunft gerne sehen.
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Brüssel. Die Gleichstellung der Geschlechter muss in Europa im Mittelpunkt der Erholung nach der Corona-Pandemie stehen. Das postuliert die EU-Kommission nun anlässlich des Weltfrauentages am 8. März mit Blick auf die Ergebnisse des aktuellen EU-Jahresberichtes zur Gleichstellung der Geschlechter. Die Verordnung über die Aufbau- und Resilienzfazilität sehe vor, dass die Gleichstellung der Geschlechter und Chancengleichheit für alle bei der Ausarbeitung und Umsetzung der nationalen Aufbau- und Resilienzpläne berücksichtigt und gefördert werden sollten, stellt die Kommission klar. Und ergänzt: Frauen müssten auch in Führungspositionen besser vertreten sein, sei es in der Politik oder in den Leitungsorganen von Unternehmen.
Die Pandemie habe die bestehenden Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern in fast allen Lebensbereichen, sowohl in Europa als auch darüber hinaus, verschärft. Hart erkämpfte Errungenschaften der vergangenen Jahre seien wieder zunichtegemacht worden, heißt es im Bericht. So sei in den Mitgliedstaaten ein wesentlicher Anstieg häuslicher Gewalt festgestellt worden. Frauen stünden aber gleichzeitig an der Front der Pandemiebekämpfung: Im EU-Schnitt seien 76 Prozent der Beschäftigten in Gesundheit und Pflege Frauen – in der Pflege gar 86 Prozent. In der Pandemie müssten sie einen hohen Arbeitsaufwand schultern und seien einem großen Gesundheitsrisiko ausgesetzt, so die Kommission.
Jeder dritte Gesundheitsminister ist der EU ist weiblich
Wie es im Bericht weiter heißt, wiesen nur 30 Prozent der Gesundheitsminister in der EU ein weibliches Geschlecht auf. Die EU-Kommission drängt derweil auf mehr Frauen in Führungspositionen, nachdem mit Ursula von der Leyen erstmals kein Mann ihrer Spitze steht.
Zum Internationalen Frauentag gab die EU-Kommission eine entsprechende Erklärung ab: „Das letzte Jahr war ein schwieriges Jahr. Die COVID-19-Pandemie hat niemanden verschont und stellte für Frauen weltweit eine besondere Herausforderung dar. Ärztinnen und Ärzte, Krankenpfleger/innen, Lehrkräfte, Verkäufer/innen – häufig von Frauen ausgeübte Berufe – standen an vorderster Front der Pandemie. Dazu übernahmen Frauen auch größere Verantwortung zu Hause.“
Während Frauen den Großteil der Arbeitskräfte an vorderster Front im Gesundheitswesen ausmachten, seien sie kaum in den Entscheidungsprozessen in der Pandemie vertreten. „So waren beispielsweise in den nationalen spezifischen COVID-19-Taskforces in 87 Ländern, davon 17 EU-Mitgliedstaaten, 85,2 Prozent Männer“, verdeutlicht die Kommission.
Fortschritte würden hart erkämpft, gingen aber leicht wieder verloren. „Wir müssen darauf hinarbeiten, dass Europa ein Vorreiter für die Rechte der Frau bleibt. Rückschritte sind keine Option, und wir werden uns weiterhin für Fortschritte einsetzen“, so die Conclusio der Kommission.