WIdO-Analyse

Eigenanteile der Pflegeheimbewohner knacken die 2.400-Euro-Marke

Die privaten Zuzahlungen in der vollstationären Pflege klettern erneut nach oben, wie Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ergeben. Und das könnte munter so weitergehen.

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Ein Rollstuhl steht in einem Pflegeheim.

Ein Platz im Pflegeheim kostet in den Bundesländern unterschiedlich viel. Spitzenreiter ist NRW.

© Peter Atkins / stock.adobe.com

Berlin. Pflegebedürftige müssen für die Betreuung im Heim immer tiefer in die eigene Tasche greifen.

Laut einer am Freitag veröffentlichten Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) liegt die durchschnittliche Gesamtbelastung der rund 750.000 Bewohnerinnen und Bewohner inzwischen bei mehr als 2.400 Euro pro Monat und damit wieder deutlich über dem Niveau des Jahres 2021.

Damals hatte die Politik Zuschläge zur Begrenzung der Eigenanteile an pflegebedingten Aufwendungen eingeführt. Die Höhe der Zuschüsse richtet sich nach der Wohndauer im Heim.

Aus den Berechnungen des WIdO geht hervor, dass die Gesamtkosten für einen Heimplatz Ende 2024 bei im Schnitt 4.701 Euro lagen. Davon zahlte die Pflegekasse 1.470 Euro. Zusätzlich erhielten die Bewohner von der gesetzlichen Pflegeversicherung durchschnittlich 807 Euro für ihre pflegebedingten Eigenanteile erstattet.

Deutliche Unterschiede auf Landes- und Kreisebene

Durchschnittlich 950 Euro mussten sie selbst für die Pflege zuschießen, hinzu kamen im Schnitt 977 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 497 Euro für Investitionskosten. Daraus ergibt sich nach Abzug der Zuschläge eine durchschnittliche Gesamtbelastung von 2.424 Euro je Bewohner und Monat (siehe nachfolgende Grafik).

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Die WIdO-Analyse zeigt auch, dass die Höhe der finanziellen Belastungen der Pflegeheimbewohner in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich ist: Während die Gesamt-Zuzahlungen Ende 2024 in Nordrhein-Westfalen bei 2.764 Euro pro Monat lagen, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1.965 Euro (siehe nachfolgende Tabelle).

Besonders groß ist die Spanne bei den Kosten für Unterkunft und Verpflegung: Während in Sachsen-Anhalt nur 774 Euro zu bezahlen sind, sind es in Nordrhein-Westfalen 1.234 Euro.

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Auch bei regionaler Betrachtung zeigt sich eine hohe Varianz : Kreisbezogen zeigt sich eine Spanne der pflegebedingten Zuzahlungen von durchschnittlich 1.321 Euro bis 616 Euro je Monat. Dabei ist ein deutliches Süd-Nord-Gefälle ist sichtbar.

Immerhin: Bei Pflegebedürftigen mit langer Wohndauer konnten die Zuschläge der Kassen bei den Pflegekosten für Entlastung sorgen. So hatten Bewohnerinnen und Bewohner mit einer Wohndauer von mehr als drei Jahren – das entspricht rund 40 Prozent der vollstationär Pflegebedürftigen – im vergangenen Jahr eine Gesamtbelastung von lediglich 1.913 Euro zu tragen.

Trend zu höheren Zuzahlungen „ungebrochen“

Insgesamt sei der Trend zu immer höheren Eigenanteilen allerdings ungebrochen, kommentierte der stellvertretende Geschäftsführer des WIdO, David Scheller-Kreinsen, die Zahlen. „Trotz der Zuschüsse zur Entlastung und der Dynamisierung der Leistungen steigen die Zuzahlungen für die Pflege im Heim weiter“, so der Wissenschaftler.

Gründe seien unter anderem die gestiegenen Lohnkosten in der Altenpflege und die inflationsbedingten Tarifsteigerungen in der Branche. Ein Ende der Fahnenstange bei den Zuzahlungen zur Heimpflege ist laut den Berechnungen nicht in Sicht. Dazu hat das WIdO in einer Prognose verschiedene Szenarien durchgespielt.

Gehe man von einer im Vergleich zu den Vorjahren eher moderaten Steigerung der Zuzahlungen um zehn Prozent aus, ergäbe sich bei den Eigenanteilen inklusive Unterkunft, Verpflegung sowie Investitionskosten im Jahr 2029 eine durchschnittliche Belastung von 3.812 Euro pro Monat, so Scheller-Kreinsen. (hom)

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