Ein Rettungsschirm vor zu viel Staatseinfluss
Heilberufler im Norden haben zu ihrer ersten Gesundheitskonferenz Politikern ihre Analyse präsentiert. Neben Ärzten droht auch Apothekern ein Nachwuchsmangel.
Veröffentlicht:KIEL. "Patient Gesundheitsland Schleswig-Holstein: Wann kommt der Rettungsschirm?" Die Frage der Interessengemeinschaft der Heilberufe (IDH, sie vereinigt die Körperschaften von Ärzten, Apothekern, Psychotherapeuten und Zahnärzten im Norden) zu ihrer ersten Gesundheitskonferenz schreckte keinen Politiker - denn die Heilberufe im Norden erwarten kein Geld von ihnen.
Einen Rettungsschirm wünschen sie sich vielmehr vor zu viel staatlicher Regulierung, Eingriffen und misstrauischer Einflussnahme. "Lasst uns einfach machen", forderte Apotheker Dr. Peter Froese die Politiker auf.
Die Parteien hatten ihre Gesundheitspolitiker geschickt, um sich mit den drängendsten Problemen der Heilberufe vertraut zu machen. Dies ist der Grundwiderspruch zwischen einem dynamischen Versorgungsgeschehen und einem umfassenden Leistungsanspruch der Patienten auf der einen Seite und begrenzten Finanzmitteln auf der anderen Seite.
Und: Bei zunehmenden altersbedingten Erkrankungen wird die Zahl von Ärzten und Apothekern in vielen Regionen sinken. Denn auf dem Land können außer Arztpraxen auch immer seltener Offizine Nachfolgern schmackhaft gemacht werden.
Bedarfsplanung verhindert angemessene Versorgung
Als Grund gibt die IDH eine verschlechterte Ertragslage an: "Dies gefährdet immer mehr die ortsnahe Arzneimittelversorgung in der Fläche." Der zunehmende Frauenanteil erfreut neben den Ärzten auch die Zahnärzte - und stellt sie zugleich vor neue Herausforderungen.
Um Beruf und Familie vereinbaren zu können, lassen diese sich gerne anstellen. Die Zahnärzte erwarten, dass dies zu Konzentrationsprozessen und damit zu einem Rückgang der Zahnarztpraxen auf dem Land führen wird.
Die Psychotherapeuten kritisierten vor allem die Bedarfsplanung, die eine angemessene Versorgung nach ihrer Ansicht verhindert. Denn diese sieht auf dem Papier eine Überversorgung, obwohl Wartezeiten längst Realität sind.
Ihre Forderung: "Das Angebot an Psychotherapieplätzen muss auf den tatsächlichen Bedarf ausgerichtet werden, um so mehr, als da der Anteil der Menschen mit psychischen Erkrankungen zunimmt."