Reha-Anträge
Eine besondere Herausforderung für Hausärzte
1,6 Millionen Anträge für eine medizinische Rehabilitation sind 2013 gestellt worden. Beim Zugang zur Reha spielen Hausärzte eine entscheidende Rolle.
Veröffentlicht:AUGSBURG. Hausärzte sind zentrale Akteure an der Schnittstelle zwischen Primärversorgung und medizinischer Rehabilitation. Susanne Weinbrenner, Leiterin des Geschäftsbereichs Sozialmedizin und Rehabilitation bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund, kündigte beim 24. Rehakolloquium in Augsburg an, Hausärzte künftig besser informieren zu wollen und sie darüber in ihrer Kompetenz zu stärken. Derzeit werde dazu eine Website mit allen relevanten Informationen speziell für Hausärzte entwickelt.
Weinbrenner empfahl auch, die Rehabilitation sowie das grundlegende bio-psycho-soziale Krankheitsmodell in der medizinischen Aus- und Weiterbildung verstärkt zu thematisieren.
Das jährliche Reha-Kolloquium in in Augsburg ist mit seinen rund 1500 Teilnehmern aus Wissenschaft, Medizin, Verwaltung und Praxis das bedeutendste Reha-Forum in Deutschland.
Allgemeinarzt in der Pflicht
2013 wurden 1,6 Millionen Anträge für eine medizinische Rehabilitation gestellt, von denen 988.380 Leistungen bewilligt wurden. Ausschlaggebend für eine Bewilligung ist unter anderem der Befundbericht des Hausarztes.
Der Allgemeinmediziner muss den Reha-Bedarf seines Patienten erkennen sowie seine Rehafähigkeit und den Erfolg einer Rehabilitation einschätzen können.
Die DRV-Bund, die das jährliche Reha-Kolloquium mit ausrichtet, erprobt derzeit in mehreren Projekten, wie die Kooperation zwischen niedergelassenen Ärzten und Reha-Träger zu verbessern ist.
"Hausärzte frustriert es, wenn sie Reha-Anträge für ihre Patienten stellen, diese aber dann abgelehnt werden und sie den Grund nicht erfahren", sagt Dr. Ruth Deck an der Universität Lübeck.
Die Reha-Wissenschaftlerin hatte in einer Studie 700 Hausärzte zu ihren Erfahrungen mit dem Antragsverfahren für eine Rehabilitation befragt. Die Hausärzte wünschten sich demnach mehr Kommunikation und Transparenz im Bewilligungsverfahren.
Unübersichtliche Hilfen
Deck arbeitet derzeit daran, die Homepage mit den Reha-Informationen zu entwickeln, die für Hausärzte am wichtigsten sind.
Das Besondere daran: Die befragten Hausärzte sind darin einbezogen und geben in regelmäßigen Austauschforen wichtige Hinweise, welche Auskünfte benötigt werden und wie umfangreich diese aufzubereiten sind.
Viele Hausärzte würden die Angaben auf den bestehenden DRV-Websites als zu umfassend und zu unübersichtlich empfinden, sagte Deck.
Auf mehr Austausch zwischen den Akteuren setzt auch ein Forschungsprojekt der Universitätsklinik Halle. Dort werden ärztliche Qualitätszirkel angeboten und evaluiert, in denen sich Allgemeinmediziner zur Rehabilitation austauschen und offene Fragen klären können.
Dass Hausärzte keine seitenlangen Belehrungen brauchen, sondern allenfalls an kompakten Informationen und kurzen Beratungen interessiert sind, machte bei der Veranstaltung in Augsburg Jochen Gensichen, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uni Jena, deutlich.
"Die ambulante Praxis ist der zentrale Ort der Versorgung", betonte Gensichen. Verschiedene Studien hätten im Übrigen belegt, dass Hausärzte mit einer "strukturierten Langzeitversorgung" sehr effektiv seien und selbst bei schweren Erkrankungen nur eine konsiliäre Beratung benötigten. (wer)