Fachkräftemangel
Fachpersonal fehlt – nicht nur in der Pflege
Am 1. März soll das Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung in Kraft treten. Doch wie wird es konkret ausgestaltet? Darüber beraten an diesem Montag die Teilnehmer eines Spitzentreffens im Kanzleramt. Wie groß das Problem ist, zeigt eine neue Umfrage.
Veröffentlicht:Berlin. Bundesregierung, Länder, Wirtschaft und Gewerkschaften sind am Montag im Kanzleramt zu einem Spitzentreffen zusammengekommen. Dabei geht es darum, wie das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz schnell wirken kann. Es tritt am 1. März 2020 in Kraft und soll qualifizierten Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten den Weg nach Deutschland ebnen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich bereits im Vorfeld für klare Kriterien bei der Zuwanderung ausgesprochen.
„Die meisten ausländischen Fachkräfte arbeiten in Gesundheit und Pflege. Unsere alternde Gesellschaft braucht mehr medizinisches Personal, als sie ausbilden kann“, sagte Spahn den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Deshalb suchen wir im Ausland Hilfe, die zu uns passt: Motiviert, gut qualifiziert und bereit, unsere Werte zu leben.“ Strukturen, um ausländische Pflegekräfte deutlich schneller nach Deutschland bringen zu können, seien in Arbeit.
Fachpersonal fehlt auch an vielen anderen Stellen in Deutschland. In einer aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) gaben 56 Prozent der Firmen an, dass dies das größte Geschäftsrisiko darstelle. Ein Drittel der Unternehmen hat demnach in den vergangenen Jahren bereits ausländische Fachkräfte aus der EU sowie aus Nicht-EU-Staaten eingestellt.
Weitere Partnerabkommen wie mit Mexiko
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, kündigte weitere Partnerabkommen mit anderen Ländern über die gezielte Zuwanderung von Fachkräften nach Deutschland an. „Die Bundesagentur wird weitere Partnerabkommen über die vereinfachte Arbeitsmigration nach Deutschland mit anderen Ländern abschließen, wie wir sie beispielsweise schon mit den Philippinen oder Mexiko haben“, sagte Scheele der „Rheinischen Post“. Hier gehe es vor allem um Berufe im Gesundheitssektor.
Sächsische Krankenhausgesellschaft
Pflegekräfte aus dem Ausland lösen das Problem nicht
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier möchte beim neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz Fehler aus früheren Jahrzehnten vermeiden. „Integration ist leichter, wenn die Betroffenen schon Deutsch sprechen, bevor sie kommen, Integration ist leichter, wenn sie beruflich qualifiziert sind“, sagte der CDU-Minister am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“ mit Blick auf Einwanderer aus Nicht-EU-Ländern.
„Wir wollen erreichen, dass wir den Menschen klar und deutlich sagen, ihr habt eine tolle Chance in Deutschland, aber ihr müsst auch bestimmte Leistungen bringen.“
Der Digitalverband Bitkom hatte beispielsweise gefordert, dass für IT-Spezialisten in der Regel kein Sprachnachweis erforderlich sein sollte. Altmaier sagte dazu: „Das sind die praktischen Fragen, die wir dabei sind zu klären.“ Es sei etwas anderes, wenn der Einwanderer in ein Büro komme, wo sowieso nur Englisch gesprochen wird, als wenn jemand als Pflegekraft im Krankenhaus arbeiten soll. „Ich glaube das kann man in der Praxis klären, da sollte man keine abstrakten Regelungen erlassen“, so der Minister.
Deutschland für Akademiker wenig attraktiv?
Allerdings: Zuwanderungswilligen Akademikern bietet Deutschland einer anderen Studie zufolge nur mäßige Rahmenbedingungen. Bei der Attraktivität lande die Bundesrepublik unter den mehr als 30 OECD-Industrieländern nur auf Rang zwölf, heißt es in einer gemeinsamen Untersuchung der Bertelsmann Stiftung und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die bereits im Frühjahr vorgestellt worden ist. Das größte Defizit liege in den eher schlechten beruflichen Chancen hierzulande - besonders, wenn die Zugewanderten einen akademischen Abschluss aus Nicht-EU-Ländern mitbringen. (dpa)
Kommentar zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz
Sprach-Kenntnisse erwünscht
Mehr Anträge auf Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse