Neue Studie
Forscher machen Fortschritte beim Gesundheitsschutz in Betrieben aus
Gesundheitsthemen spielen laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung eine wachsende Rolle in Unternehmen – Forscher machen vor allem einen Grund dafür aus. Einen Wermutstropfen gibt es aber auch.
Veröffentlicht:Berlin. Betrieblicher Gesundheitsschutz hat laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung an Bedeutung gewonnen. Management und Interessenvertretungen in vielen Betrieben hätten sich zuletzt „intensiv mit Gesundheitsthemen befasst – auch aufgrund der Corona-Pandemie“, schreiben Dr. Elke Ahlers und Valeria Quispe Villalobos vom stiftungseigenen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI).
Die Forscher untersuchten Daten einer Betriebs- und Personalrätebefragung von 2021. An der Umfrage beteiligten sich mehr als 3700 Beschäftigtenvertretungen.
Arbeitsschutz sei ein „klassisches Thema der betrieblichen Interessenvertretung“, das durch die Corona-Krise ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt sei, schreiben Ahlers und Quispe Villalobos. Während bei Betriebs- und Personalräten vor Ausbruch der Pandemie Überstunden, Arbeitsintensivierung, Zeit- und Leistungsdruck die Agenda beherrschten, hätten 2021 die drei meistgenannten Arbeitsfelder auch mit der Pandemie zu tun gehabt.
Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung
Mit Corona und den Folgen für den Betriebsablauf befassten sich laut Studie 89 Prozent der Befragten, mit Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung gut 86 Prozent, mit mobiler Arbeit und Homeoffice 80,5 Prozent. 73,5 Prozent der Betriebe, in denen es einen Betriebsrat gab, boten laut Auswertung 2021 betriebliche Gesundheitsförderung an. Dieses Angebot ist freiwillig und umfasst beispielsweise Kurse zu Stressbewältigung, Bewegung oder Ernährung.
Das Angebot der Gesundheitsförderung hängt allerdings stark von der Größe des jeweiligen Betriebs ab: Dort, wo bis zu 50 Beschäftigte arbeiten, liegt der Anteil bei 58,1 Prozent – bei Unternehmen ab 500 Beschäftigten bei 87,6 Prozent. Im Vergleich von elf großen Branchen liegen Finanzen und Versicherungen mit knapp 87 Prozent und die öffentliche Verwaltung mit gut 82 Prozent vorn, der Bereich Investitionsgüter mit knapp 59 Prozent hinten. „Damit zeigt sich zwar keine flächendeckende, aber trotzdem eine breite Akzeptanz in den Unternehmen“, urteilen die Forscherinnen.
BEM nahezu überall im Angebot
Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM), ein gesetzlich vorgeschriebenes Instrument, das Beschäftigte nach längerer krankheitsbedingter Auszeit bei der Rückkehr in den Job unterstützen soll, bieten laut Studie 89,7 Prozent der befragten Betriebe an. Auch hier finden sich Unterschiede im Hinblick auf Betriebsgröße und Branche. Diese fielen aber wegen des „obligatorischen Charakters“ der Vorschriften zum BEM weniger ins Gewicht, so die Studienautoren.
Ein Manko sehen die Wissenschaftler in der ungenügenden Erfassung psychischer Belastungen – dies sei nach wie vor „keine Selbstverständlichkeit“ in den Betrieben. Auch gebe nur jeder zweite Betriebs- oder Personalrat an, dass Beschäftigte in diesem Zusammenhang aktiv eingebunden sind.
Außerdem folgten auf die Analyse nicht zwingend Taten: In nicht einmal jedem dritten Betrieb seien infolge von Gefährdungsbeurteilungen tatsächlich auch organisatorische Veränderungen umgesetzt worden. 41,5 Prozent der Befragten sagten, es habe zumindest eine teilweise Umsetzung gegeben. (hom)