EU-Parlament

Vereint im Kampf gegen Krebs

Das EU-Parlament ist um eine interfraktionelle Arbeitsgruppe reicher – die zur Krebsbekämpfung. Und in Europa liegt bei der Krebsversorgung einiges im Argen, wie die Gastredner bei der virtuellen Inauguration der Gruppe am Mittwoch durchblicken ließen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides verspricht, dem Themenkomplex Krebs innerhalb der EU-Kommission deutlich Gehör zu verschaffen. (Archivbild)

Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides verspricht, dem Themenkomplex Krebs innerhalb der EU-Kommission deutlich Gehör zu verschaffen. (Archivbild)

© Virginia Mayo / AP Photo / picture alliance

Brüssel. Der europäische Plan zur Krebsbekämpfung wird trotz der gegenwärtigen Corona-Pandemie bis Ende des Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt, bekräftigte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Mittwoch bei der virtuellen Zeremonie zur Gründung der interfraktionellen Arbeitsgruppe des EU-Parlaments zur Krebsbekämpfung. „Das Thema Krebs wird in der EU-Kommission deutliches Gehör finden, dafür sorge ich“, versprach Kyriakides, die auch Vorsitzende des nationalen Ausschusses Zyperns für die Strategie zur Krebsbekämpfung ist.

Sie freue sich auf den fachlichen Austausch mit der ersten und einzigen interfraktionellen Arbeitsgruppe, die sich ganz dem Thema Krebs widme. Den Vorsitz dieser informellen Gruppe parteiübergreifender Mitglieder des Europäischen Parlaments führt der rumänische Europaabgeordnete Cristian-Silviu Bu?oi (EVP), Vizevorsitzende sind die italienischen Abgeordneten Alessandra Moretti (S&D) und Aldo Patriciello (EVP) sowie die Belgierin Frédérique Ries (Renew). Die Europäische Krebspatienten-Koalition (European Cancer Patient Coalition/ECPC) übernimmt das Sekretariat der Gruppe.

Hochwertige und innovative Versorgung für alle EU-Bürger im Blick

„Den Kampf gegen Krebs kann niemand alleine gewinnen; dies ist eine Gelegenheit für Akteure auf allen Ebenen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen zum Wohle aller Europäer zusammenzuarbeiten. Der europäische Plan zur Krebsbekämpfung ist ein Akt der europäischen Einheit“, verdeutlichte Bu?oi. Konkret gehe es ihm darum, die Ungleichheiten beim Zugang zur wissenschaftlich besten onkologischen Diagnostik und Therapie in der EU langfristig zu beseitigen und allen EU-Bürgern dieselben Zugangsmöglichkeiten zu einer qualitativ hochwertigen, innovativen Versorgung zu gewährleisten.

„In der EU gibt es immer noch drei Mitgliedstaaten, die über kein einziges Comprehensive Care Center verfügen“, mahnte Bu?oi zum Handeln. Und ergänzte: „Viele Länder schenken Krebs nicht die notwendige Aufmerksamkeit.“

Moretti monierte zusätzlich, dass es innerhalb der EU regional zu Engpässen beim Zugang zu Onkologika käme. Auch hier müsse die EU Abhilfe schaffen, forderte sie. Ries wiederum betonte den Aspekt der Überlebensrate, der in der Diskussion um die europäische Krebspolitik öfter mal untergehe. Hier strebe die EU bis zum Jahr 2030 die Steigerung der Überlebensrate von derzeit 47 Prozent auf dann 75 Prozent an. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die EU die „Forschungsmission Krebs“ unter der Leitung des Hygienikers Professor Walter Ricciardi aus der Taufe gehoben, die sowohl die Aspekte Prävention als auch Behandlung fokussieren soll.

DKFZ-Chef: Knackpunkt COVID-19

Professor Michael Baumann, Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mahnte in seinem Beitrag zur Gründungsveranstaltung mehr wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex COVID-19 und Krebs an. Er erinnerte daran, dass gerade in den Monaten März und April sowohl patienten-, aber auch praxis- oder klinikseitig Termine zur Vorsorge wie auch in der laufenden Behandlung reihenweise abgesagt wurden. Die Langfristfolgen müssten unbedingt wissenschaftlich adressiert werden, postulierte Baumann.

Zuvor hatte bereits Gesundheitskommissarin Kyriakides angekündigt, dass die EU eben diesen Themenkomplex auf dem Radar habe. Zusätzliche wolle sie dafür sorgen, dass die Belange der onkologischen Forschung einen prominenten Stellenwert einnehmen, wenn es um die konkrete Ausgestaltung des Europäischen Gesundheitsdatenraums („European Health Data Space“) geht, den sich die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf die Fahne geschrieben hat. Dieser soll die Nutzung möglichst vieler, digital generierter und zur Verfügung zu stellender Patientendaten forcieren – zum Zwecke des Patientenempowerments, aber auch für die medizinische Forschung.

Anstoß kam von Patientenseite

Wie ECPC-Präsidentin Kathi Apostolidis hinwies, ginge die Idee zur Einrichtung der interfraktionellen Arbeitsgruppe zur Krebsbekämpfung auf die Initiative ihrer Organisation zurück. „Die Gründung zeigt, dass dieses Thema tatsächlich eine der Prioritäten Europas geworden ist“, so Apostolidis.

Bei interfraktionelle Arbeitsgruppen des EU-Parlaments handelt es sich um informelle, parteiübergreifende Gruppen, deren Mitglieder ausschließlich aus Europaabgeordneten zusammensetzen. Sie dienen als Forum, üblicherweise in Zusammenarbeit mit externen Interessenvertretern, in dem Fachwissen ausgetauscht und die Gesetzgebung zu bestimmten Themen vorangebracht werden kann.

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