Coronavirus
Frankfurt wartet auf die Wuhan-Rückkehrer
Am Flughafen Frankfurt ist eine Turnhalle für den Zwischenstopp der aus China ausgeflogenen Deutschen hergerichtet. An der Marburger Uni wird indes intensiv am Coronavirus geforscht.
Veröffentlicht:Frankfurt/Main. Der Frankfurter Flughafen bereitet sich auf die Ankunft der rund 100 Deutschen aus der chinesischen Krisenregion Wuhan vor. Am Freitagvormittag wurde das sogenannte Medical Assessment Center (MAC) in Betrieb genommen, in dem Passagiere zunächst nach ihrer Ankunft am Samstag untergebracht, untersucht und versorgt werden sollen.
Die Rede ist dabei von einem zwei- bis vierstündigen Aufenthalt in Frankfurt, bevor die Menschen dann gemeinsam für die Inkubationszeit von zwei Wochen in eine Ausbildungskaserne der Luftwaffe im rheinland-pfälzischen Germersheim untergebracht werden.
Am Freitag ist die Maschine der Luftwaffe gegen 12 Uhr vom Flughafen Köln-Wahn in die vom neuartigen Coronavirus (2019-nCoV9) am stärksten betroffene chinesische Provinz Hubei gestartet. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen mit dem Flug circa 130 Menschen zurückgeholt werden – rund 90 deutsche Staatsbürger und etwa 40 Angehörige mit anderer Staatsangehörigkeit. Die Rückkehrer werden am Samstagmittag in Frankfurt erwartet.
Internationalen Gesundheitsvorschriften
Die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) verpflichten an besonderen Flughäfen die Vorhaltung von Kapazitäten zum Schutz der öffentlichen Gesundheit. Einer der fünf deutschen Flughäfen ist der Flughafen Frankfurt am Main. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Coronavirus am Donnerstag als weltweiten Notfall eingestuft.
„Wir arbeiten eng mit den zuständigen Behörden zusammen und haben gestern auf deren Anordnung das MAC am Flughafen Frankfurt bereitgestellt“, erklärt Dr. Michael Sroka, Leiter der Flughafenklinik der Fraport AG. Die Räumlichkeiten seien mit den nötigen Materialien eingerichtet und offiziell an die Gesundheitsbehörden übergeben, die für die weitere Betreuung und Versorgung verantwortlich sind.
Zuständig ist in diesem Fall der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, Professor René Gottschalk. Der will das MAC als „Empfangsbereich“ verstanden wissen und nicht als Krankenhaus. Denn Kranke würden in Wuhan gar nicht erst in den Flieger gelassen, betont er. Unter den Menschen, die ausgeflogen werden sollen, sei niemand, der infiziert ist, erklärte ebenso Außenminister Heiko Maas (SPD). Auch seien keine Verdachtsfälle darunter.
Erster Check noch an Bord
Die Rückkehrer würden schon vor dem Abflug untersucht, auch beim Flug seien Ärzte dabei, sagte Gottschalk. Nach der Landung würden die Ankommenden noch vor dem Aussteigen an Bord von Medizinern des Öffentlichen Gesundheitsdiensts angeschaut und befragt. „Wenn jemand über Symptome klagt, werden wir ihn rausnehmen und direkt in die Universitätsklinik fahren“. Am Frankfurter Uniklinikum gibt es eine Sonderisolierstation; auf Diagnostik und Therapie von nCoV-Fällen sei das Haus eingerichtet.
„In Hessen sind bereits belastbare und erprobte Mechanismen und Abläufe umgesetzt, um eine weitere Ausbreitung bestmöglich zu verhindern, sagte Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne). „Wie wir in solchen Fällen vorgehen, stimmen wir mit den Ärzten des Flughafens und den Ärzten des Gesundheitsamtes Frankfurt ab.“ Bei SARS, Lassafieber und ähnlichen Ausbrüchen habe man entsprechende Erfahrungen sammeln können, von denen man nun profitieren könne.
An solcherlei Viren wird intensiv am Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg geforscht, wohin sich Klose am Freitagmittag in Begleitung von Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) aufgemacht hatte. Auch die Marburger Mediziner sind aktuell an der weltweiten Suche nach einem Impfstoff gegen das Corona-Virus beteiligt.
Marburger Hochleistungslabor
„Wir haben in Marburg ein Kompetenzzentrum, das national wie international eine Ausnahmestellung in der Diagnostik und Erforschung hochinfektiöser Erkrankungen innehat“, sagte Ministerin Dorn. Klar sei aber auch: Solche Forschung brauche einen langen Atem; ein Impfstoff entstehe nicht von heute auf morgen.
Es dauere mindestens ein Jahr bis klar sei, ob ein Mittel wirkt und sicher ist, schätzte Professor Stephan Becker, Direktor des Instituts. „Wir wissen nicht, wie dieser Ausbruch weitergeht“, sagte Stephan. Es könne sein, dass der „Spuk“ nach zwei Monaten vorbei sei. Es könne aber auch sein, dass das Virus uns für mehrere Jahre begleite. (mit Material von dpa)