Zi-Studie

Früherkennung von Darmkrebs: Starker Anstieg bei Koloskopien

Das neue Einladungsverfahren zur Darmkrebsvorsorge und die Absenkung des Alters, das zur Teilnahme berechtigt, haben dafür gesorgt, dass die Anzahl der Koloskopien im dritten und vierten Quartal 2019 stark gestiegen sind. Das legen Zahlen des Zi nahe.

Anke ThomasVon Anke Thomas Veröffentlicht:
Deutlich mehr Menschen haben laut Zahlen des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Versorgung (Zi) im zweiten Halbjahr 2019 eine Vorsorgekoloskopie vornehmen lassen.

Deutlich mehr Menschen haben laut Zahlen des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Versorgung (Zi) im zweiten Halbjahr 2019 eine Vorsorgekoloskopie vornehmen lassen.

© Kzenon / Alamy / mauritius image

Berlin. Im Jahr 2019 haben die Früherkennungskoloskopien im Vergleich zum Vorjahr um 14,4 Prozent zugenommen. Das zeigt eine vorläufige Analyse des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Versorgung (Zi).

Während im Jahr 2018 noch 447.840 Koloskopien durchgeführt wurden, kletterte die Zahl 2019 auf 512.428 (siehe nachfolgende Grafik). Dies sei die stärkste Zunahme zwischen zwei aufeinanderfolgenden Jahren seit 2004, so das Zi.

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Besonders stark stiegen die Zahlen demnach im dritten und vierten Quartal 2019 an. Von Juli bis September 2019 wurden im Vergleich zum Vorjahresquartal 26.187 (plus 24,3 Prozent) mehr Darmspiegelungen durchgeführt.

Im letzten Quartal 2019 lag das Plus bei 19,9 Prozent beziehungsweise 21.903 Koloskopien mehr (siehe nachfolgende Grafik). Die Zuwächse, so das Zi, hätten im ersten Halbjahr 2019 deutlich niedriger gelegen.

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Einladungsverfahren spielte „zentrale Rolle“

Dass ab Mitte 2019 ein derart starker Anstieg zu verzeichnen ist, führt das Zi auf zwei Faktoren zurück: die Absenkung des Alters für teilnahmeberechtigte Männer auf 50 Jahre seit dem 19. April 2019 sowie das zum 1. Juli 2019 neu eingeführte Einladungsverfahren.

„Die besonders ausgeprägte Zunahme im dritten und vierten Quartal deutet darauf hin, dass das Einladungsverfahren hierbei vermutlich eine zentrale Rolle spielt“, erklärt das Zi.

Allerdings, weist das Zi darauf hin, dass die Untersuchungszahlen nicht in allen KV-Regionen gestiegen sind. Während zum Beispiel Menschen in Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein 2017 die Früherkennung gut in Anspruch nahmen, war das Interesse in Sachsen, Thüringen und Hessen deutlich geringer.

Das hat sich 2019 in Sachsen und Thüringen nicht geändert. Die oben genannten starken Zuwächse im zweiten Quartal 2019 konnten hingegen auch in Hamburg, Niedersachsen, Westfalen-Lippe, Hessen und Rheinland-Pfalz gemessen werden (siehe nachfolgende Karte).

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Pikant: Weniger Honorar für Koloskopie

Die Gastroenterologen dürften die steigende Nachfrage nach der Präventionsleistung auch mit einem weinenden Auge sehen. Denn mit der Reform des EBM, die zum 1. April in Kraft getreten ist, wurden die Früherkennungskoloskopien deutlich abgewertet. Die GOP 01741 wird jetzt mit 1772 Punkten vergütet, vor dem 1. April waren es noch 1945 Punkte. 37 Minuten Kalkulationszeit wurden der GOP zugewiesen, vor dem ersten April war keine Kalkulationszeit bei der GOP hinterlegt. Die Prüfzeit ist mit 30 Minuten gleich geblieben.

Durch den erhöhten Zeit- und Kostendruck auf die Ärzte könnte langfristig die Darmkrebssterblichkeit wieder steigen, warnte kürzlich Professor Joachim Labenz, Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands Gastroenterologie Deutschlands (BVGD).

Von der Bundesregierung haben die Gastroenterologen bereits die Rücknahme der neuen EBM-Vorgaben zur Vorsorgekoloskopie gefordert – bislang ohne Erfolg, teilt der BVGD mit.

Viele Organisationen mit im Boot

Die BVGD Forderung tragen auch zahlreiche Organisationen mit. Darunter zum Beispiel die Stiftung LebensBlicke, die Felix Burda Stiftung, die Arbeitsgemeinschaft Leitender Gastroenterologischer Krankenhausärzte, die AG Medizinisches Qualitätsmanagement im Berufsverband Deutscher Internisten und der Berufsverband der Niedergelassenen Gastroenterologen Deutschlands, so der BVGD.

„Politik, Kostenträger und vor allem die Patienten fordern zurecht eine hohe Qualität der ärztlichen Behandlung. Wer eine erfolgreiche Darmkrebsvorsorge gewährleisten möchte, muss dem Arzt die Zeit lassen, die Untersuchung mit Sorgfalt durchzuführen“, so Labenz weiter.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 12.07.202012:22 Uhr

Das kann ich aus meiner Praxis nur bestätigen. Einladungsverfahren und öffentliche Meinung spielten vor CORONA-ZEITEN eine wesentliche Rolle. Aber die Widersprüche bleiben:

1. Krebsvorsorge beim Mann findet kaum Akzeptanz: Während bei Frauen ab 20, 30 und 50 Jahren differenzierter Früherkennungsumfang gynäkologischerseits jahrzehntelsng implementiert wurde, herrscht beim Mann dagegen Leitlinienchaos: Ab 45 Jahren Genital-, Prostata-Vorsorge bzw. -Früherkennungsuntersuchungen. Hautuntersuchungen ab 35. Digitale Darmuntersuchungen aber erst ab 50. Keine verbindlich evaluierte PSA-Testung.

2. Von 50 bis 55 Jahren 1 x jährlich "immunological faecal blood test (iFOBT). Männer (und auch Frauen!) ab 55 Jahren, die k e i n e Präventivkoloskopie machen lassen, sollen (zur Strafe?) nur alle 2 Jahre einen iFOBT bekommen, obwohl in diesen 10 Jahren Darmkrebsprävalenz und -inzidenz besonders ansteigen? Mit 55 die erste Präventivkoloskopie und mit 65 Jahren die zweite durchgeführt, senken Morbidität und Mortalität hochsignifikant.

3. Wenn nur bei Männern bei diesem Vorschriften-Desaster auch noch die 1. Präventiv-Koloskopie auf das 50. Lebensjahr vorverlegt werden soll, hilft das nicht weiter, wenn die männliche Beteiligung daran weiterhin viel zu gering ist.

4. Genau dieses KBV-Wirrwarr, im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) für Männer festgeschrieben, fördert Frustration, Demotivation und Entmutigung in der Krebs-Prävention, bei Vertragsärzten wie Patienten gleichermaßen. Da werden vollmundige Einladungsschreiben in diesem Jahr in Corona-Zeiten nicht weiterhelfen und einen massiven Abschwung bewirken.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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