ASV in der Krise
GBA denkt über einen Neustart nach
Die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) kommt nicht ins Laufen. Die Bürokratie ufert aus, Ärzte und Patientenvertreter murren, das Ministerium mischt sich ein. Jetzt signalisiert der GBA mögliche Änderungen am Fahrplan.
Veröffentlicht:BERLIN. Ein Grundsatzbeschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses vom März 2013 legt fest, in welcher Reihenfolge die Selbstverwaltung schwere und seltene Erkrankungen sowie hochspezialisierte Leistungen für die ASV freigibt. Doch dieser Grundsatzbeschluss scheint nun nicht mehr in Stein gemeißelt.
Sie sei grundsätzlich bereit, die Agenda der ASV zu ändern, sagte Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied des GBA und Vorsitzende des Unterausschusses ASV, bei einer Veranstaltung des ASV-Bundesverbands in Berlin.
Ein solcher Schwenk des GBA könnte der neuen Versorgungsform helfen, schneller eine kritische Masse von Patienten zu erreichen, heißt es im ASV-Verband. Klakow-Franck regte an, die ASV-Vorgaben für Krebserkrankungen zu bündeln.
Das Gleiche gelte für seltene Lebererkrankungen. Patientenvertreter haben bereits vorgeschlagen, die ASV schneller als vorgesehen tatsächlich vorhandenen Bedarfen zu öffnen. Damit könnten dann chronisch entzündliche Darmerkrankungen, auch bei Kindern, von sektorenübergreifend organisierten Spezialistenteams behandelt werden.
Neustart mit Haken
Bislang ist das Gremium an einen Priorisierungsbeschluss gebunden. Der besagt, dass zunächst diejenigen Indikationen aufgenommen werden sollen, die bereits in der Richtlinie für die ambulante Behandlung im Krankenhaus (116b alt) gestanden hatten.
Der Neustart hat aber einen Haken. Zunächst müssen bürokratische Hemmnisse aus dem Weg geräumt werden. Der GBA hat zwar die Erlaubnis des Gesetzgebers, selbstständig die Kataloginhalte der ASV zu ergänzen. Ausgebremst wird dies aber noch von der Verfahrensordnung des GBA.
Die sei nicht in allen Punkten mit dem Versorgungsstrukturgesetz kompatibel, mit dem die ASV als sektorenübergreifender Teil beschlossen worden sei, räumte Klakow-Franck ein.
Der Vorsitzende des ASV-Bundesverbands Dr. Axel Munte kündigte daher eine Resolution der Ärzteverbände an. "Bundesgesundheitsministerium und GBA reagieren immer nur auf Druck", sagte Munte vergangene Woche in Berlin.
Die ASV ist ein "zähes Geschäft", heißt es beim zuständigen Verband. Im vierten Jahr seit dem Start ist mit der pulmonalen Hypertonie seit wenigen Tagen erst die vierte Indikation dafür geöffnet. Für die Behandlung des Marfan-Syndroms hat sich seit einem Jahr noch kein Spezialistenteam gefunden. In den ASV für gastrointestinale Tumoren und für Tuberkulose sind seither zusammen weniger als 400 Patienten behandelt worden (die "Ärzte Zeitung" berichtete).
Noch im Juni rechnet der GBA mit der Stellungnahme des Gesundheitsministeriums zur Überarbeitung der ASV für gastrointestinale und gynäkologische Tumoren. Der Gesetzgeber hatte interveniert, weil er die Vorgabe umgangen sah, die Einschränkung auf schwere Verlaufsformen fallen zu lassen. Im Dezember will der GBA die ASV für Rheuma vorlegen.