Pflegeberufe

Generalisierte Ausbildung spaltet die Experten

Braucht die Pflege mehr Generalisten oder Spezialisten? Für beide Seiten gibt es gute Argumente.

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HAMBURG. Für eine generalisierte Ausbildung muss unter Pflegekräften noch stark geworben werden. Dies zeigte ein Workshop zum Thema auf dem Gesundheitspflegekongress.

"Dann fehlt das Spezialwissen, etwa zur Betreuung von Demenzkranken", sagte etwa Uta-Maria Behrendt. Die Abteilungsleiterin für Führungskräfteweiterbildung im Bildungszentrum Schlump hält eine einheitliche Ausbildung für keinen Fortschritt.

Befürworter der Generalisierung versprechen sich dagegen eine höhere Attraktivität des Berufs für den Nachwuchs, eine Anpassung an europäische Nachbarn und eine bessere Vorbereitung für anstehende Aufgaben: "Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, brauchen Veränderungen, kein weiter so", sagte Christina Zink, Jugend- und Ausbildungsreferentin im Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest.

Die fehlende Spezialisierung, so der Tenor der Generalisten, sei kein Argument. Diese könne über entsprechende Weiterbildungen erworben werden. Der Hinweis auf die lange Qualifizierungszeit bis zum Spezialwissen ist aus ihrer Sicht ebenfalls kein Hindernis.

Weiterbildung sei auch heute selbstverständlich für den Berufsstand. An verschiedenen Standorten in Deutschland wird die generalisierte Ausbildung schon seit Jahren mit guten Ergebnissen erprobt, unter anderem in Hamburg.

Kritik am Nachwuchs relativiert

Kritik wegen angeblich schlechter Qualifikation des aktuellen Nachwuchses wurde auf dem Kongress relativiert. "Die jungen Leute werden nicht schlechter, sondern anders qualifiziert", sagte eine Ausbildungsleiterin. Zink warnte in diesem Zusammenhang davor, die Praxisanleitung auf den Stationen zu vernachlässigen.

Wenn der ausgebildete Nachwuchs nicht auf dem erwarteten Stand sei, läge dies auch an den Einrichtungen. "Es besteht die Gefahr, dass der Nachwuchs verheizt wird", sagte Zink. Auch Marlies Bergers, pflegerische Stationsleitung auf der Kinder-Intensivstation des UKE, nahm junge Kollegen in Schutz: "Wir muten den Schülern heute zu, in der gleichen Zeit wie früher viel breiter ausgebildet zu sein.

Und dann wundern wir uns, dass die auf der Station nicht mehr alles können?" Und sie fügte angesichts der steigenden Ansprüche hinzu: "Wenn wir alles haben wollen, kommen wir mit drei Jahren Ausbildung nicht aus." (di)

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