BDI-Hauptstadtforum

Geriater sehen ihr Fach als „Bollwerk gegen die Pflegebedürftigkeit“

Der Anteil der älteren Bevölkerung nimmt zu – damit steige auch der medizinische Versorgungs- und Pflegebedarf, heißt es beim BDI-Hauptstadtforum in Berlin. Schicksalhaft ergeben dürfe man sich der Entwicklung aber nicht.

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„Wir verfolgen einen funktionsorientierten Ansatz“: BDI-Vorstandsmitglied und Geriatrie-Chefarzt Professor Michael Denkinger.

„Wir verfolgen einen funktionsorientierten Ansatz“: BDI-Vorstandsmitglied und Geriatrie-Chefarzt Professor Michael Denkinger.

© E. Eberhardt / Privat

Berlin. Angesichts einer wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen spricht sich der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) für eine deutliche Aufwertung der Geriatrie in der Versorgung aus. „Die Geriatrie ist das Fachgebiet in der Inneren Medizin, das mit dem Thema Pflegebedürftigkeit am besten umgehen kann“, sagte BDI-Vorstandsmitglied Professor Michael Denkinger zum Start des diesjährigen Hauptstadtforums des Verbands in Berlin.

Die Geriatrie könne ein „wichtiges Bollwerk gegen die Pflegebedürftigkeit“ bilden, betonte Denkinger. Die Geriatrie folge als einziges Fach in der Akutmedizin einem „funktionsorientierten Ansatz“. „Das heißt, es geht in unserem geriatrischen Assessment darum, ob die Menschen mobil sind, ihren Alltag schaffen, dies auch kognitiv, und ob sie eine soziale Unterstützung erfahren. Das sind alles Dinge, die ein klassischer Organmediziner üblicherweise nicht primär berücksichtig“, erläuterte Denkinger, der auch Chefarzt an der Agaplesion Bethesda Klinik in Ulm ist.

Mehr patientenorientierte Altersmedizin nötig

Es müsse in Deutschland „viel, viel mehr sekundärpräventiv“ gemacht werden, um Pflegebedürftigkeit zu verringern oder Pflegegrade „zurückzuschrauben“. Letzteres passiere derzeit „überhaupt nicht“. Ältere Menschen gingen in die Reha mit Pflegegrad 3 – „und kommen mit Pflegegrad wieder aus der Reha heraus“, sagte Denkinger.

In einem Positionspapier formuliert der BDI mehrere Forderungen „für eine zukunftsfähige und patientenorientierte Altersmedizin“. Um Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zu senken, habe der Fokus in der Versorgung stärker als bisher auf dem „Erhalt der Funktionalität und Selbsthilfefähigkeit“ älterer Patienten zu liegen, heißt es darin.

Schulte: Mehr geriatrische Inhalte integrieren

„Wir müssen Strukturen neu denken, wenn wir den Pflegenotstand überwinden wollen“, sagte BDI-VizeDr. Kevin Schulte. Der Berufsverband fordere daher eine stärkere Integration geriatrischer Inhalte in der internistischen Basisweiterbildung – dies mit dem Ziel, „einen Schwerpunkt Geriatrie innerhalb der Inneren Medizin zu etablieren und zu stärken“.

Man dürfe sich der Entwicklung einer immer weiter steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen nicht einfach schicksalhaft ergeben, betonte auch Schulte. In Deutschland sind derzeit etwa fünf Millionen Menschen pflegebedürftig. Laut Statistischem Bundesamt könnte die Zahl auf rund 5,6 Millionen im Jahr 2035 steigen – bis zum Jahr 2055 könnte es demnach rund 6,8 Millionen Betroffene geben. (hom)

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