Statistisches Bundesamt
Gesundheitsausgaben legen kräftig zu
Die Ausgaben für Gesundheit und Pflege haben im Jahr 2019 die 400-Milliarden-Euro-Marke geknackt. Und Statistiker rechnen Corona-bedingt mit weiteren Milliardensteigerungen.
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Mehr als die Hälfte der Ausgaben (56 Prozent) gehen erneut auf die gesetzliche Krankenversicherung zurück
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Berlin/Wiesbaden. Knapp 5000 Euro im Jahr gibt jeder Bundesbürger inzwischen für Gesundheit und Pflege aus. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) hervor. Demnach beliefen sich die Gesundheitsausgaben in Deutschland im Jahr 2019 auf rund 411 Milliarden Euro.
Im Vergleich zu 2018 seien die Ausgaben um gut 19 Milliarden Euro oder fünf Prozent gestiegen, teilten die Statistiker anlässlich des am 7. April stattfindenden „Weltgesundheitstags“ mit. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt lag den Angaben zufolge zuletzt bei 11,9 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte höher als im Jahr 2018.
Die Gesundheitsausgaben klettern seit Jahren steil nach oben. Laut Destatis knackten sie 2012 die 300-Milliarden-Euro-Grenze – nachdem sie 1998 die 200-Milliarden-Euro-Grenze erreicht hatten. Der Abstand bis zum Erreichen der jeweils nächsten 100-Milliardenmarke habe sich damit seit 1998 von 14 auf sieben Jahre halbiert, rechnen die Statistiker vor.
Pflege mit stärkstem Ausgabenplus
Mehr als die Hälfte der Ausgaben (56 Prozent) gehen erneut auf die gesetzliche Krankenversicherung zurück. Die Ausgaben von AOK, TK & Co. beliefen sich auf 233 Milliarden Euro – knapp elf Milliarden Euro (4,9 Prozent) mehr als 2018. Den stärksten Ausgabenanstieg verzeichnete die soziale Pflegeversicherung mit einem Plus von 2,6 Milliarden Euro (6,6 Prozent) – insgesamt flossen 2019 mehr als 42 Milliarden Euro in den jüngsten der fünf Sozialversicherungszweige.
Mit Steigerungen bei den Pflegeausgaben ist auch in den kommenden Jahren zu rechnen. Ein Grund sind außer der Demografie auch die steigenden Eigenanteile bei den Heimkosten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Zuzahlungen begrenzen. Zur Gegenfinanzierung soll der Bundeshaushalt angezapft werden.
Bereits ab 2022 könnten pro Jahr gut fünf Milliarden Euro nötig sein, heißt es in einem Arbeitsentwurf des Spahn-Ministerium. Die Pläne stoßen allerdings auf Bedenken. Zudem ist die Zeit für die Umsetzung der Reform knapp – Ende September wird ein neuer Bundestag gewählt.
Pandemie sorgt für neue Kosten
Für 2020 rechnen die Statistiker mit einem weiteren Anstieg der Gesundheitsausgaben. Wegen Corona könnten diese auf über 425 Milliarden Euro steigen. Allerdings sei es aktuell noch schwierig, einen „coronaspezifischen Anteil“ zu ermitteln.
Konkret seien bislang nur die knapp 1,6 Milliarden Euro Ausgaben aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds, die teils vom Bund erstattet würden. Diese setzen sich unter anderem aus rund 700 Millionen Euro für Ausgleichszahlungen an die Krankenhäuser und deren Bereitstellung intensivmedizinischer Betten und Beatmungsgeräte sowie rund 900 Millionen Euro für Schutzmasken und Tests zusammen.
Hinzu kommen darüber hinaus knapp 700 Millionen Euro für Corona-Tests, die im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung oder in Gesundheitszentren und Impfzentren durchgeführt wurden sowie gut 730 Millionen Euro für pandemiebedingte Erstattungen in der Pflege.