Lieferengpässe
Glaeske hält nichts vom Vorstoß der Grünen
Geht es nach den Grünen, sollen die Krankenkassen künftig bei Lieferengpässen für die Kosten von Ersatzpräparaten aufkommen. Gesundheitsökonom Gerd Glaeske findet keinen Gefallen an der Idee.
Veröffentlicht:Hamburg. Der Bremer Gesundheitsökonom Gerd Glaeske hat die Vorschläge der Grünen zum Umgang mit Lieferengpässen bei Arzneimitteln kritisiert. Die Ideen seien „wenig durchdacht“, sagte Glaeske dem „Spiegel“.
Die Grünen hatten Anfang der Woche unter anderem die Einführung eines Frühwarnsystems gefordert. Pharmagroßhändler sollten künftig das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informieren müssen, wenn sich ihre Lager leerten.
Das ergebe wenig Sinn, moniert Glaeske. Hauptsächlich betroffen von Lieferengpässen seien Krankenhäuser. Und die würden Medikamente regelhaft nicht nur über Großhändler beziehen, sondern direkt bei den Herstellern einkaufen.
Rund 270 Arzneimittel galten den Regulierungsbehörden zufolge zuletzt als defekt, als nicht lieferfähig. Bei rund 66.000 zugelassenen Fertigarzneimitteln sei dies weniger als ein Prozent, hatte Han Steutel, Präsident des Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa), jüngst im Interview mit der „Ärzte Zeitung“ erklärt.
„Unnötiger Schutz der Pharmabranche“
Weitere Forderungen der Grünen vom Wochenbeginn waren Lagerausweitungen und temporäre Exportverbote. Auch sollten die gesetzlichen Krankenkassen bei Nicht-Lieferfähigkeit die Kosten für Ausweich-Präparate übernehmen.
Für den Pharmakologen Glaeske ein unverständlicher Vorstoß: „Warum sollten Versicherte mit ihren Beiträgen dafür aufkommen, dass Pharmaunternehmen nicht liefern können und teure Alternativen notwendig werden?“, fragte Glaeske im „Spiegel“.
„Dies ist für mich ein völlig unnötiger Schutz der Pharmabranche, die zu den profitabelsten überhaupt gehört.“ Er plädierte dafür, dass die Hersteller die Kosten für nötige Ersatzpräparate tragen sollten. (nös)