NRW
Große Hoffnungen liegen auf klinischem Krebsregister
Das geplante flächendeckende klinische Krebsregister in Nordrhein-Westfalen soll mit dem bestehenden Epidemiologischen Register verknüpft werden. Nicht nur Gesundheitsministerien Steffens erhofft sich davon positive Effekte.
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Ein Tumor ist in einer MRT-Aufnahme sichtbar. Die Krebsregister sollen die Krebsvorsorge verbessern.
© Kasper / dpa
BOCHUM. Der Aufbau eines flächendeckenden klinischen Krebsregisters in Nordrhein-Westfalen kann dazu beitragen, die Versorgung der Krebspatienten deutlich zu verbessern.
Das hofft die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). Gerade durch die Verknüpfung mit dem Epidemiologischen Register (EKR NRW) bestehen dafür die besten Voraussetzungen, sagte Steffens beim Jubiläumskolloquium zum zehnjährigen Bestehen EKR NRW in Bochum.
"Wir haben an vielen Stellen der Versorgung Optimierungspotenzial, und es ist wichtig, dass man das mit Daten unterlegen kann." Handlungsbedarf sieht Steffens bei der Prävention im Bereich der Krebserkrankungen, bei der onkologischen Rehabilitation und Nachsorge, aber auch an den Übergängen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.
Um aus den Krebsregistern die richtigen Schlüsse für die Versorgung ziehen zu können, müsse die Nutzbarkeit der Daten oberste Priorität haben, betonte die Ministerin.
Beobachtung des Krebsgeschehens
Das EKR verfügt über einen Datenbestand von rund 8,5 Millionen Meldungen von mehr als 1700 Meldestellen und ist damit das größte in Europa. Mit dem künftigen Landeskrebsregister werde man in noch viel größere Dimensionen vorstoßen, so Steffens.
Der verantwortliche Umgang mit den Daten werde für das Landeskrebsregister ein zentraler Faktor sein. "Die Frage wird wiederum sein, wie wir es schaffen, die technischen Datenbearbeitungsverfahren so zu gestalten, dass wir eine hohe Datenqualität und eine hohe Datensicherheit haben.
"Eine wichtige Funktion der Krebsregister ist in ihren Augen die kontinuierliche Beobachtung des Krebsgeschehens und das Erkennen von Trends und regionalen Verteilungen. "Das unterstützt die Planung und Bewertung onkologischer Forschung und Früherkennung", sagte Steffens.
Das EKR NRW sehe es als Aufgabe, die Daten für die Gesundheitspolitik und die Öffentlichkeit nutzbar zu machen, sagte Dr. Oliver Heidinger, der Geschäftsführer des EKR NRW. Sie sollten als Entscheidungsgrundlage in der Prävention und Bekämpfung von Krebserkrankungen dienen.
Mit dem Aufbau des Landeskrebsregisters beginne ein neuer Entwicklungsschritt. "Das Epidemiologische Krebsregister wird sich durch die Zusammenführung mit den klinischen Krebsregistern zu einem Instrument der Qualitätssicherung weiterentwickeln", sagte Heidinger.
Krebsregister seien ein wichtiger Ansprechpartner für die Gesundheitsberichterstattung und die Forschung, sagte Professor Alexander Katalinic, Direktor des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. "Aber die Daten müssen nicht nur gesammelt, sie müssen auch genutzt werden."
Die Register erlaubten es, Zusammenhänge herzustellen, etwa zwischen der rückläufigen Inzidenz von Darmkrebs in einem späten Stadium und Früherkennungsmaßnahmen.
"Über Krebsregister kann man belastbare bevölkerungsbezogene Daten rekonstruieren", betonte Katalinic, der Vorsitzender der Gesellschaft epidemiologischer Krebsregister in Deutschland ist. Ein Vergleich der Registerdaten mit denen aus dem Mammografie-Screening habe gezeigt, dass die Screening-Teilnehmerinnen ein etwas besseres Überleben haben.
Andere Strukturen notwendig
Auch das neue Register werde wie das EKR mit einem obligatorischen elektronischen Meldeverfahren arbeiten, kündigte Dr. Regine Kämmerer an, Referatsleiterin Medizinische Versorgung im Landesgesundheitsministerium.
"Wir haben keinen Grund, daran etwas zu ändern." Das EKR wird 2017 von Münster nach Bochum umziehen.
Während das Register heute mit einem Team aus 28 Leuten arbeitet, soll das Landesregister bis 2017 rund 120 Mitarbeiter haben. "Es werden andere Strukturen notwendig bei der Datenannahme, der Datenregistrierung und dem Abrechnungswesen", sagte Kämmerer.
Auch der Blick auf das onkologische Geschehen ändere sich durch die klinische Krebsregistrierung. "Im Mittelpunkt steht der einzelne Patient."