BARMER-Analyse
Große regionale Unterschiede bei Rettungsdiensteinsätzen
In manchen Bundesländern werden Rettungsdienste sehr viel häufiger gerufen als in anderen. Das hat eine Auswertung von Versichertendaten der BARMER ergeben.
Veröffentlicht:Berlin. Rettungsdienste werden in Deutschland regional sehr unterschiedlich in Anspruch genommen. Das zeigt eine Analyse der Krankenkasse BARMER, die am Dienstag vorgestellt wurde. Am häufigsten wird demnach in Sachsen der Rettungsdienst gerufen. Hier entfallen im Durchschnitt 41,3 Notarzteinsätze auf 1.000 Einwohner, in Bremen sind es dagegen nur 19,1.
Regional sehr unterschiedlich sind auch die Kosten für die Einsätze. Ein Notarzteinsatz mit einem Rettungswagen kostet in Berlin durchschnittlich 660 Euro, in Schleswig-Holstein ist er mit 1.530 mehr als doppelt so teuer. BARMER-Chef Professor Christoph Straub hält angesichts dieser Zahlen eine Reform des Rettungsdienstes für überfällig.
„So starke regionale Unterschiede bei der Anzahl der Einsätze belegen, dass das derzeitige System nicht effizient ist. Es braucht verbindliche bundeseinheitliche Standards und deutlich effizientere Strukturen und Prozesse“, sagt Straub.
Auch bei den Kosten zeigen sich erhebliche Unterschiede
Dass die medizinischen und finanziellen Ressourcen des Rettungsdienstes so unterschiedlich zum Einsatz kämen, sei angesichts des Kostendrucks im Gesundheitswesen und des Rechts auf Gleichheit der Lebensverhältnisse nicht akzeptabel, kommentiert auch Professor Christian Karagiannidis die Ergebnisse der Analyse. Er hat zusammen mit dem Grünen-Bundestagsabgeordneten und Arzt Dr. Janosch Dahmen an der Studie mitgearbeitet.
Die Auswertung der BARMER zeigt auch, dass etwa ein Drittel der Patienten im Jahr 2022 mehr als einmal den Rettungsdienst gerufen hat. Auf diese Gruppe entfielen nach Angaben der Krankenkasse 65 Prozent der Transporte. Die regionalen Anteile reichten dabei von 56 Prozent in Sachsen-Anhalt bis 81 Prozent in Berlin.
Männer werden häufiger mit dem Rettungswagen transportiert als Frauen. Betroffen seien meist pflegebedürftige Menschen mit einem niedrigen Einkommen.
Für die Analyse wertete die Barmer 1,4 Millionen Rettungsdiensteinsätze aus dem Jahr 2022 aus. (chb)