Grünes Licht für "Kassel School of Medicine"
Der größte nordhessische Klinikkonzern ist am Ziel: September 2013 kann das eigene Studienprogramm starten.
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Gelände des Klinikums Kassel: Ab September 2013 können jährlich an der School of Medicine 24 Studierende aufgenommen werden.
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KASSEL. Der kommunale Krankenhauskonzern Gesundheit Nordhessen Holding (GNH) darf eine private Medizinhochschule gründen. Am späten Montagabend hat das Kasseler Stadtparlament dafür grünes Licht gegeben.
Mit großer Mehrheit votierten die Abgeordneten für die Gründung einer "Kassel School of Medicine gemeinnützigen GmbH" mit einem Stammkapital von 200.000 Euro. Auch einer Erhöhung des Eigenkapitals um 2,8 Millionen Euro wurde zugestimmt.
Ersten beiden Studienjahre in Southhampton
Die GNH will das Medizinstudium gemeinsam mit der englischen Universität Southampton anbieten. Ein Kooperationsvertrag ist bereits geschlossen.
Die ersten beiden Studienjahre sollen die Studierenden weitgehend in England absolvieren, weitere drei Jahre dann am Klinikum Kassel verbringen. Die dortige Medical School soll ab September 2013 jährlich 24 Studierende aufnehmen, die pro Jahr jeweils 12.000 Euro Studiengebühren zahlen müssen.
Die GNH-Spitze hatten das Projekt stets als Schritt gegen drohenden Ärztemangel begründet. "In erster Linie erwarten wir einen konstanten Zufluss gut ausgebildeter Ärzte, die das Klinikum bereits kennen", sagt Vorstandschef Gerhard Sontheimer.
Der am Montag gefasste Beschluss allerdings äußert sich überaus vorsichtig zu der Frage, ob aus den Studierenden auch auf Dauer Mediziner für die GNH werden: Diese Gewinnung von Ärzten sei "nicht gesichert und risikobehaftet".
Nachwuchs an sich binden
Immerhin im ersten Jahr nach dem nur fünfjährigen Studium dürfte das Klinikum aber wenig Probleme haben, den Nachwuchs an sich zu binden. Denn die jungen Ärzte benötigen dann noch eine Art Anerkennungsjahr, um sich für eine volle Approbation zu qualifizieren.
Ihr "Bachelor of Medicine" berechtige sie zu einer vorläufigen Zulassung in Großbritannien, betont die GNH. Das Programm für das sechste Jahr solle in Kassel angeboten werden und zähle voll zur deutschen Facharztweiterbildung.
Der am Montag gefasste Beschluss regt noch einen weiteren Bindungsmechanismus an: Leistungsfähige Studenten würden für die Studiengebühren "zinsgünstige Kredite" angeboten, heißt es dort. Diese könnten an arbeitsvertragliche Verpflichtungen in GNH-Kliniken gekoppelt werden.
Die Abgeordneten der Linken im Kasseler Stadtparlament, die die Medical School ablehnen, sprachen deshalb von "Zinsknechtschaft". Das deutsche Arbeitsrecht werde dies nicht mitmachen.