Gesundheitsministerkonferenz

Grünes Licht für mehr Corona-Impfungen von Teenagern

Bund und Länder schaffen Fakten: Alle Kinder und Jugendlichen sollen sich gegen COVID-19 impfen lassen können – auch wenn die STIKO bisher keine generelle Empfehlung ausgesprochen hat. Auch zu Drittimpfungen fasst die Runde einen Beschluss.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht: | aktualisiert:
„Wir gehen vorbereitet in den Herbst.“ Bayerns Gesundheitsminister und GMK-Vorsitzender Klaus Holetschek (CSU).

„Wir gehen vorbereitet in den Herbst.“ Bayerns Gesundheitsminister und GMK-Vorsitzender Klaus Holetschek (CSU).

© Frank Hoermann / SvenSimon / picture alliance

Berlin/München. Alle Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahren sollen in Deutschland gegen COVID-19 geimpft werden können. Darauf haben sich die Gesundheitsminister aus Bund und Ländern nach einer Videokonferenz am Montagabend verständigt. Der Beschluss geht auf einen Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hervor.

„Im Einklang mit STIKO-Empfehlungen“

Jeder, der wolle, könne im Sommer geimpft werden, sagte Spahn im Anschluss an die Gespräche. „Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgruppen.“ Auch 12- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche, die sich nach ärztlicher Aufklärung für eine Impfung entscheiden würden, könnten sich und andere mit einer Impfung schützen. Ein solches Angebot zur individuellen Entscheidung stehe im Übrigen im Einklang mit den Empfehlungen der STIKO, betonte Spahn.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), der derzeit auch Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) ist, betonte: „Wir gehen vorbereitet in den Herbst.“ Alle Länder würden nunmehr flächendeckend Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren anbieten.

Die Chefs der Gesundheitsressorts von Bund und Ländern knüpften damit an einen Beschluss vom 6. Mai an, heißt es in einer Mitteilung des bayerischen Gesundheitsministeriums. Damals hatte die GMK beschlossen, dass Kinder und Jugendliche möglichst bis Ende August ein Impfangebot bekommen sollen, sofern der Impfstoff zugelassen werde.

Die STIKO empfiehlt die Impfung bisher nur für bestimmte Risikogruppen unter den Teenagern. Eine Öffnungsklausel lässt Impfungen aber auch für nicht vorerkrankte Kinder und Jugendliche zu – sofern diese beziehungsweise ihre Eltern das wollen und ein Aufklärungsgespräch mit dem Arzt stattfindet.

Bislang 900.000 Teenager geimpft

Laut Bundesgesundheitsministerium waren bis zum vergangenen Wochenende rund 900.000 Kinder im Alter zwischen 12 und 17 Jahren gegen COVID-19 geimpft.

Dem GMK-Beschluss zufolge sind außer den Impfzentren auch Kinder- und Jugendärzte, Hausärzte sowie Betriebsärzte in die Impfkampagne für alle 12- bis 17-Jährigen eingebunden. Die Werksärzte dann, wenn die Teenager als Angehörige eines Beschäftigten ein Impfangebot erhalten.

Niedrigschwellige Angebote sollen Lehrbetrieb sichern

Für Studierende an Universitäten sowie junge Erwachsene an Berufsschulen und Schulen soll es „strukturierte, niedrigschwellige Angebote an den jeweiligen Lernorten“ geben. Das könne „maßgeblich“ zu einem sichereren Start in den Lehrbetrieb nach den Sommerferien beitragen, hieß es.

Die FDP nannte es zwar richtig, dass auch Kinder und Jugendliche ein Impfangebot erhielten. Eine Empfehlung der Gesundheitsminister sei aber falsch, da dadurch politischer Druck auf Jugendliche aufgebaut werde, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag, Christine Aschenberg-Dugnus.

Haftungsfrage auch ohne Empfehlung geregelt

Haftungsrechtliche Folgen müssen Ärzte bei einer Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren laut Bundesgesundheitsministerium auch ohne STIKO-Empfehlung nicht fürchten.

In Deutschland seien vier Vakzine gegen COVID-19 zugelassen – zwei davon auch für Kinder und Jugendliche. Mit Zulassung seien Haftungsfragen für alle Impfungen gegen COVID-19 „geklärt“, sagte eine Ministeriumssprecherin am Montag.

Booster-Impfungen ab September

Zudem beschlossen die Gesundheitsminister Booster-Impfungen für ältere und vulnerable Menschen ab September. Dazu sollen die Länder mit mobilen Teams in Pflege- und Altenheimen sowie Einrichtungen der Eingliederungshilfe eine Auffrischimpfung anbieten.

Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression sowie Pflegebedürftige und Hochbetagte, die zu Hause leben, sollen durch ihre Ärzte eine Auffrischimpfung angeboten bekommen. Die Auffrischungen sollen mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe erfolgen. Die Impfungen können sowohl im Regelsystem der niedergelassenen Ärzte als auch mit mobilen Teams der Impfstellen durchgeführt werden.

Zudem soll allen vollständig Geimpften, die den ersten Impfschutz mit einem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca oder Johnson&Johnson erhalten haben, eine dritte Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer oder Moderna angeboten werden. Die STIKO hatte zuletzt erklärt, sie beschäftige sich noch mit der Frage der Auffrischungsimpfungen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Interview zur Krebsfrüherkennung

Hautkrebs-Screening: Uns fehlt ein Einladungsverfahren

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

Aktuelle Analyse

Positiver Trend bei der Krebsvorsorge

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Kommentare
Tab. 2: Schlaf bei Kindern nichtpharmakologisch optimieren

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach Angaben von Prof. Dr. Christian F. Poets und [6]

Einschlafstörungen und Melatonin

Was braucht es für einen gesunden Schlaf bei Kindern und Jugendlichen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: P&G Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Antibiotika bei Bindehautentzündung wenig wirksam

Was bei Kindern häufig eine infektiöse Konjunktivitis auslöst

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll