500.000 Screenings im Norden
Gut, aber nicht gut genug
Beim Mammografie- Screening in Schleswig- Holstein ist nach 500.000 Untersuchungen Zwischenbilanz gezogen worden. Ärzte und Kassenvertreter wollen die Teilnahmerate von 51 auf 70 Prozent steigern. Das wird Überzeugungsarbeit kosten.
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Ulrike Stein (2. v. r.) ist zur insgesamt 500 000. Untersuchung im Rahmen des Screenings gekommen. Ihr gratulierten (v.l.) der programmverantwortliche Arzt Dr. Thomas Lange, Dr. Dieter Paffrath (AOK) und Dr. Monika Schliffke (KV).
© Schnack
KIEL. Eine halbe Million Untersuchungen hat es im Rahmen des Mammografie-Screenings in Schleswig-Holstein gegeben.
Die Teilnahmequote von derzeit 51 Prozent reicht den Verantwortlichen aber bei weitem nicht aus. Bis 2018 will man im Norden 70 Prozent erreicht haben.
Diese Zielmarke gab Dr. Dieter Paffrath aus dem Vorstand der AOK Nordwest bei einer Zwischenbilanz des 2007 gestarteten Screenings aus.
"Wir haben schon einiges erreicht. Ich warne aber vor Selbstgefälligkeit und Zufriedenheit. Wir sollten uns steigern, wir müssen besser werden", sagte Paffrath in Kiel.
Mehr als die Hälfte kommt nicht
Tatsächlich zeigt die aktuelle Auswertung, dass mehr als die Hälfte der seit 2007 angeschriebenen Frauen nicht zum Screening erschienen ist. Mehr als eine Million Frauen zwischen 50 und 69 Jahren hätten die Untersuchung in Anspruch nehmen können.
Viele Frauen nutzten die Untersuchung im zweijährigen Rhythmus mehrfach, so dass deutlich weniger als eine halbe Million Frauen zum Screening gekommen sind.
Erst im vergangenen Jahr kletterte die Teilnahmequote der angeschriebenen Frauen landesweit auf 51 Prozent.
Schleswig-Holsteins KV-Chefin Dr. Monika Schliffke nutzte die Bilanz deshalb ebenfalls zu einem Appell: "Mit Hilfe des Screenings können bereits kleinste Veränderungen im Brustgewebe erkannt werden. Je früher der Krebs entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen."
Nach Angaben des in Kiel und Umgebung für das Programm verantwortlichen Arztes Dr. Thomas Lange sind bis Ende des ersten Quartals 2013 fast 3800 Karzinome durch das Screening im Norden entdeckt worden.
Davon waren rund 57 Prozent kleiner als 15 Millimeter, 35 Prozent kleiner als zehn Millimeter. Unter zehn Millimeter beträgt die Überlebensrate der betroffenen Frauen nach fünf Jahren 98 Prozent, zwischen zehn und 20 Millimeter 94 Prozent.
Viele Frauen bleiben aus Angst fern
Deutliche Unterschiede gibt es im Norden zwischen den vier Regionen. Die Region um Kiel liegt rund drei Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt.
Die Verantwortlichen führen dies auf das in der Region parallel angebotene Diagnostikprogramm QuaMaDi zurück, dessen Teilnehmerinnen nicht zum Screening erscheinen.
Frauen, die nicht zum Screening kommen, werden seit Jahren nach ihren Gründen befragt. Viele geben Angst vor den Ergebnissen an.
Daraufhin waren im Norden die Einladungen überarbeitet worden, um diese Ängste auszuräumen. Um die Quote weiter zu steigern, werden sich Ärzte und Krankenkassen nach Ansicht von Schliffke "einiges einfallen lassen müssen, um zu überzeugen".
Hoffnung legt man im Norden auf die bundesweite Informationskampagne im Oktober.
Das Screening kostete die gesetzlichen Krankenkassen in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr 6,2 Millionen Euro. Privatversicherten rieten die Verantwortlichen, die Kostenübernahme vor der Terminvereinbarung mit ihrer Versicherung zu klären - hier hatte es vereinzelt Probleme gegeben.
Neben sechs stationären Mammografie-Einheiten gibt es auch vier Mammobile, die regelmäßig im Land unterwegs sind.