Personaluntergrenzen

Gute Chancen für alternatives Modell der Personalbemessung?

DKG, Verdi und Pflegerat wollen die Politik von ihrem Modell überzeugen.

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Köln. Das von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), der Gewerkschaft Verdi und dem Deutschen Pflegerat entwickelte Instrument zur Personalbemessung in den Kliniken hat gute Chancen, glaubt DKG-Präsident Dr. Gerald Gaß.

„Ich bin verhalten optimistisch, dass die Politik erkennt, dass dies ein vernünftiger Weg ist“, sagte Gaß beim 18. Kölner Sozialrechtstag. Die drei Partner hatten die Pflegepersonalregelung 2.0 als Alternative zu den Pflegepersonaluntergrenzen entwickelt. Das Instrument soll nach ihren Angaben schon ab 1. Januar in den Kliniken eingesetzt werden können.

„Versorgung nicht verbessert“

Das täte nach Einschätzung von Gaß bitter not. Mit der Einführung der Pflegepersonaluntergrenzen habe sich die Versorgung der Patienten in keiner Weise verbessert, betonte er. „Dafür sind Versorgungslücken, Wartelisten und eine mit einer modernen Pflegeorganisation nicht kompatible Überwachungsbürokratie entstanden.“

Im vergangenen Jahr habe es in einem Drittel aller Krankenhäuser Bettensperrungen in der Intensivmedizin gegeben. „Die Krankenhäuser tun alles, um in den Qualitätsberichten nicht eine schlechte Ausstattung dokumentieren zu müssen“, sagte Gaß.

Die Umsetzung der Personalvorgaben kann seltsame Blüten treiben. Er verwies auf die Vorgabe, dass in der Neonatologie eine Pflegekraft auf ein intensivtherapiepflichtiges Kind kommen muss. „Das hat dazu geführt, dass bei Zwillingen ein Kind in Regensburg, das andere in München gelandet ist, weil das entsprechende Personal nicht zu kriegen war“, berichtete er. Die Regulierung passe nur bedingt in die Praxis.

„Versagen der Selbstverwaltung“

Nach Ansicht des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus darf man in dieser Frage nicht der Politik den Schwarzen Peter zuschieben. Schließlich hätten die DKG und der GKV-Spitzenverband sechs Monate lang über die Personaluntergrenzen verhandelt, nur um dann zu erklären, dass sie sich nicht einigen konnten.

„Das war ein Armutszeugnis der Selbstverwaltung“, sagte Westerfellhaus. Dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dann vier Bereiche für Personaluntergrenzen ausgesucht habe, sei der logische Schritt gewesen.

Klinikabteilungen seien schon vor Einführung der Untergrenzen geschlossen worden, stellte Westerfellhaus klar, der acht Jahre lang Präsident des Pflegerates war. „Sie wurden geschlossen, weil nicht genug Personal da ist. Das gefährdet die Patientensicherheit.“

Für den Vorschlag zur Pflegepersonalregelung 2.0 zeigte er Sympathie. „Ich habe die sehr große Hoffnung, dass wir über diesen Weg eine Lösung hinbekommen.“ Aber auch dieses Instrument der Personalbemessung wird wohl nur vorübergehend Wirkung zeigen. „Solange wir wissenschaftlich nicht belegen können, wie viele Pflegekräfte wir in welcher Disziplin brauchen, wird das System niemals von Dauer sein“, prognostizierte er. (iss)

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