Hausärzte setzen Maßstäbe bei Hilfe für Alkoholiker
In Brandenburg sind die Ergebnisse eines erfolgreichen Modellprojekts zur Frühintervention vorgestellt worden.
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Überzeugt von den Leistungen der Hausärzte: Gesundheitsministerin Anita Tack.
© Linke
POTSDAM. Hausärzte können bei Patienten mit Neigung zum Alkoholmissbrauch viel erreichen. Das hat ein Modellprojekt in Brandenburg gezeigt.
"Hausarztpraxen bieten sich für eine Frühintervention geradezu an. Wegen des besonderen Arzt-Patienten-Verhältnisses ist hier der Zugang zu den Betroffenen eher möglich", sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) bei der Vorstellung der Ergebnisse des Modellprojekts "Frühintervention bei Patienten mit Alkoholproblemen in Arztpraxen" ("Früh-A").
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer mit riskantem Alkoholkonsum
An dem Projekt haben zwölf märkische Hausarztpraxen mitgewirkt. Sie wurden in suchtmedizinischer Kurzintervention und motivationaler Gesprächsführung geschult. Die Praxisteams haben dann gezielt Patienten angesprochen.
1.370 Patienten nahmen am Projekt teil. Bei mehr als der Hälfte (53%) stuften die Praxen den Alkoholkonsum als riskant, missbräuchlich oder süchtig ein. Das übertraf die Erwartungen der Projektinitiatoren. Sie hatten mit rund 40 Prozent Problemfällen gerechnet. 90 Patienten wurden nach Arztgesprächen in die Suchtberatung vermittelt. Das entspricht einem Anteil von 15 Prozent.
Frühintervention beim zweijährigen Gesundheitscheck einbinden
Aus Sicht des märkischen Gesundheitsministeriums hat sich die Frühintervention durch Hausärzte bewährt. Ministerin Tack empfahl, das Brandenburger Modell in den zweijährigen Gesundheitscheck einzubinden, um die Leistungen flächendeckend anzubieten und extrabudgetär zu vergüten.
"Zusätzliche Leistungen wie diese Frühintervention müssen auch zusätzlich bezahlt werden, wenn sie nachhaltigen Erfolg zeigen sollen", sagte sie. Tack sprach sich auch dafür aus, dass das Modellprojekt im Rahmen einer Integrierten Versorgung weiter ausgebaut wird.
In Brandenburg gibt es nach Schätzungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. etwa 54.000 alkoholabhängige Menschen und etwa 300.000 Menschen mit einem riskanten Alkoholkonsum. Das Modellprojekt ist eine von sechs Einzelmaßnahmen des Landesprogramms "Verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol", das 2006 von der Landessuchtkonferenz beschlossen wurde.