Hirntumor-Patienten fragen oft alternative Heilmethoden nach

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Glioblastom im MRT. Peripher nimmt es Kontrastmittel auf (heller Ring), zentral ist es nekrotisch (dunkel).

Glioblastom im MRT. Peripher nimmt es Kontrastmittel auf (heller Ring), zentral ist es nekrotisch (dunkel).

© Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Neurochirurgie

HAMBURG (di). Fast jeder zweite Patient mit unheilbarem Hirntumor setzt neben der traditionellen Behandlung auf alternative Heilungsmethoden. Ärzte sehen sich deshalb in der Verantwortung, sich in der Aufklärung nicht auf die Schulmedizin zu beschränken.

"Patienten müssen mit ihrem Arzt offen sprechen können, wenn sie Fragen zu alternativen Heilmethoden haben", sagte Dr. Oliver Heese. Der Neurochirurg am UKE hatte eine Multicenter-Studie des Deutschen Gliomnetzwerks zum Thema geleitet. Danach nutzen etwa 40 Prozent der befragten Tumorpatienten außer konventionellen auch alternative Therapiemöglichkeiten.

Heese sieht darin ein wichtiges Signal an die Neuroonkologie, im Arzt-Patienten-Gespräch künftig stärker auf dieses Thema einzugehen - ergänzend zur Schulmedizin. Ärzte müssten ihre Patienten bei der Wahl zwischen Sinnvollem und Überflüssigem unterstützen und vor kostspieligen, aber wirkungslosen Therapieangeboten schützen, forderte Hesse.

An der Studie hatten nach Angaben des UKE 621 Menschen aus ganz Deutschland mit unheilbaren Grad II bis IV-Glioblastoma-Tumoren teilgenommen und Angaben zu ihrem Umgang mit alternativen Behandlungsmethoden gemacht. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 41 Jahren.

Ein Großteil von ihnen gab als Motivation an, die traditionelle medizinische Behandlung durch alternative Heilverfahren unterstützen und natürliche Abwehrkräfte des Körpers stärken zu wollen. 39 Prozent der Befragten nutzten homöopathische Mittel, 31 Prozent Vitamintherapien und 29 Prozent verschiedene psychologische Ansätze.

Am häufigsten kamen alternative Therapien bei Menschen mit höherer Schulbildung, Frauen und jungen Menschen zum Einsatz. Die Wenigsten stellten dabei schulmedizinische Heilverfahren in Frage, sondern nutzten die alternativen Therapien als Ergänzung.

An der Multicenter-Studie nahmen außer der Neurochirurgischen Klinik des UKE fünf weitere Universitäsklinika mit einem Hirntumorschwerpunkt (organisiert im Deutschen Gliomnetzwerk der Deutschen Krebshilfe) teil. An einem Gehirntumor erkranken jährlich rund 10 000 Menschen in Deutschland.

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