EKD-Umfrage
Im Alter sinkt die Angst vor dem Sterben
Die Mehrheit der Deutschen ist sicher: Wird Suizidbeihilfe legalisiert, wächst der Druck auf Menschen, die anderen nicht zur Last fallen wollen.
Veröffentlicht:HANNOVER. Sollte es in Deutschland ein Recht auf Beihilfe zur Selbsttötung geben? Die Zahl der Menschen, die das befürworten, ist im vergangenen Jahr offenbar gesunken.
Waren es bei einer Befragung von Infratest dimap im Januar 2014 noch 79 Prozent gewesen, sank diese Zahl bei einer aktuellen Emnid-Umfrage der EKD auf nur noch 63 Prozent.
Der EKD ging es nach eigenen Angaben darum, nach Gründen für die in Umfragen immer wieder deutliche Mehrheit der Befürworter von Sterbehilfe zu erforschen.
Angst vor langem Sterbeprozess
Am stärksten verbreitet sind der Studie zufolge die Angst vor einem langen Sterbeprozess, vor starken Schmerzen oder schwerer Atemnot, und die Sorge, der eigenen Familie zur Last zu fallen.
Die Ängste vor dem eigenen Sterben verringern sich dabei mit zunehmendem Alter: Die mindestens 80-Jährigen tendieren dazu, die meisten Ängste zu verneinen.
Drei von fünf Deutschen sind der Befragung zufolge der festen Überzeugung, dass die Legalisierung ärztlicher Suizidbeihilfe den Druck auf Menschen verstärkt, die ihrer Familie nicht zur Last fallen wollen. Ihre Zahl werde zunehmen, so die Befürchtung.
"Diejenigen, die voraussagen, eine mögliche Legalisierung könne einen Dammbruch zur Folge haben, werden durch diese Werte gestützt", sagte Gerhard Wegner, Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts (SI) der EKD, bei der Vorstellung der Studie.
Nachdrücklich hatte sich der Rat der EKD in einer Stellungnahme Ende 2014 für ein ausnahmsloses Verbot der organisierten Suizidbeihilfe ausgesprochen, egal ob kommerziell oder nichtkommerziell.
Mehr als 2000 Menschen befragt
Allerdings räumt die Evangelische Kirche auch Freiräume ein: In der persönlichen Beziehung zwischen Arzt und Patient müsse grundsätzlich ein Gewissensspielraum erhalten bleiben. Zu Einzelfällen sollte das Gesetz deswegen wie bisher schweigen, so der Rat.
"Würde man für solche Fälle allgemeine Regeln aufstellen, so hätte dies gravierende Folgen für das ethische Bewusstsein insgesamt, da dadurch der Ausnahmefall zum Regelfall gemacht würde", hieß es in der Begründung.
Die repräsentative Studie war vom SI der Evangelischen Kirche initiiert worden. Emnid hatte im April 2052 Menschen ab 18 Jahren telefonisch befragt.