Warnung der WHO
In Afghanistan wird medizinisches Material knapp
Wegen der angespannten Sicherheitslage in Afghanistan können medizinische Hilfsgüter kaum noch eingeflogen werden. Außerdem müssen sich medizinische Einrichtungen einem Fachkräfteverlust stellen.
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Ein Bild aus besseren Tagen: Eine afghanische Ärztin bereitet in einem Kabuler Krankenhaus eine COVID-19-Impfung vor. Mittlerweile werden alle medizinischen Güter knapp und viele weibliche Angestellte trauen sich nicht mehr, an ihrer Arbeitsstelle zu erscheinen.
© Rahmat Gul / ASSOCIATED PRESS / picture alliance
Genf. In Afghanistan wird das medizinische Material zur Versorgung der Bevölkerung knapp. Geplante Versorgungsflüge der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnten wegen der Sicherheitslage nicht stattfinden, wie Rick Brennan, WHO-Nothilfekoordinator für die Region, am Freitag per Video zu Journalisten in Genf sagte. „Die Vorräte reichen nur noch für ein paar Tage“, sagte Brennan.
Die WHO versuche, mit Unterstützung Pakistans den Flughafen von Mazar-i-Scharif zu erreichen. Flüge waren für Anfang kommender Woche geplant. Eine große Hürde seien die Kosten: Die Preise für die Versicherung solcher Flüge sei in nie da gewesene Höhen geschnellt, sagte Brennan. Knapp werde praktisch alles: Material zur Versorgung von Verletzungen, zur Behandlung von Unterernährten und Arzneimittel für chronisch Kranke.
Weibliches Personal bleibt Kliniken aus Angst fern
Nahe Masar-i-Scharif war der deutsche Stützpunkt zur Unterstützung des Nato-Einsatzes. Die letzten deutschen Soldaten zogen im Juni ab.
Als Lichtblick bezeichnete Brennan die Tatsache, dass 97 Prozent der rund 2200 Gesundheitseinrichtungen, die die WHO unterstützt, weiter funktionierten. Allerdings blieben den Kliniken hier und da sowohl Frauen und Kinder als Patienten als auch weibliches Personal fern. Nach ersten Eindrücken gehe das auf Angst und Vorsicht der Frauen zurück. Es gebe bislang keine Berichte, dass sie von den machthabenden islamistischen Taliban am Besuch der Kliniken gehindert werden. Unter den Evakuierten und Geflüchteten sei auch Gesundheitspersonal, sagte Brennan. Der Verlust von Fachkräften („brain drain“) sei ein enormes Problem für alle. (dpa)