Future Health Index
Integration entscheidend für Performance und Vertrauen im Gesundheitssystem
Im Future Health Index 2017 plädieren Experten für mehr Vernetzung und Investitionen in moderne Technik, um weltweit integrierte Gesundheitssysteme Realität werden zu lassen. Noch hinkt die Wirklichkeit der Wahrnehmung der Bevölkerung hinterher.
Veröffentlicht:Integration ist der Schlüssel für das Vertrauen der Bevölkerung in das eigene Gesundheitssystem. Derzeit vertrauen im 19-Länder-Vergleich im Schnitt aber nur 54 Prozent der jeweiligen Allgemeinbevölkerung in Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, den Niederlanden, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Singapur, Spanien, Südafrika, Südkorea, den USA sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten dem Gesundheitssystem in ihrem Land.
Das ergibt der Future Health Index 2017, für den das MedTech-Unternehmen Philips in den betroffenen Ländern insgesamt mehr als 33.000 medizinische Fachkräfte, Versicherer und Bürger zu ihrem Gesundheitssystem befragen ließ.
Unter einem integrierten Gesundheitssystem verstehen die Studienautoren "ein Gesundheitssystem, bei dem alle Elemente (Allgemeinmediziner, Krankenpfleger, Ärzte, Gemeindeschwestern, Patienten, Krankenhäuser, Fachärzte, Versicherer und Behörden) gemeinsam an der Koordinierung einer effizienten Versorgung arbeiten (z. B. Weitergabe medizinischer Ergebnisse und Daten, Abstimmung von Behandlungsplänen usw.)."
Rückgrat des integrierten Gesundheitssystems ist laut Studie eine auf der Basis moderner Technologien des Internet of Things (IoT) vernetzte medizinische sowie pflegerische Versorgung von der Wiege bis zur Bahre. Im Interesse der Forscher steht das Verhältnis des von der Allgemeinbevölkerung wahrgenommenen Zugangs zu einer integrierten Gesundheitsversorgung und der realen Situation – gemessen an IoT-Investitionen im Gesundheitswesen.
Spanier sind am zufriedensten
Für Deutschland gibt der Future Health Index 2017 in puncto integriertes Gesundheitssystem eine Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität von 20,2 Prozent an. Im Klartext heißt dies, die deutsche Bevölkerung hat den Eindruck, die Vernetzung im Gesundheitswesen sei wesentlich weiter fortgeschritten, als sie technisch messbar realisiert worden sei.
Die größte Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit des Zugangs sei in China zu finden, wo die Wahrnehmung weit über der Realität liege. Chinas relativ niedrige Punktzahl für die Realität beim Zugang zur Gesundheitsversorgung sei darauf zurückzuführen, dass das Reich der Mitte von allen 19 untersuchten Ländern mit einem wert von 31,5 je 10.000 Einwohnern die geringste Dichte an qualifizierten medizinischen Fachkräften aufweise und dort ein extrem hohes Risiko der Verarmung aufgrund von Ausgaben für die Versorgung bestehe.
Ob es China schafft, gemäß dem seitens des Staatsrates 2009 veröffentlichten Masterplan zur Reform des Gesundheitswesens 5000 neue Zentralkliniken, 2000 neu zu bauende Kreiskrankenhäuser und 2400 zu errichtende Gemeinschafts-Gesundheitsservice-Center zu realisieren, steht in den Sternen.
Das höchste Vertrauen genieße das einheimische Gesundheitswesen mit 71 Prozent bei den Spaniern, gefolgt von Frankreich (67 Prozent), Singapur (66 Prozent), Kanada und Schweden (je 64 Prozent) und Australien (63 Prozent). Deutschland liegt bei 52,3 Prozent. Bei den befragten medizinischen Fachkräften sei das Vertrauen in allen untersuchten Ländern sogar insgesamt sogar noch größer (72 Prozent).
Strategieplan für zukunftssichere Versorgung fehlt
Um zukunftssichere, integrierte Gesundheitssysteme Realität werden zu lassen, müsse zuerst genau bestimmt werden, wo die monierten Diskrepanzen bestünden. "Basierend auf dieser Erkenntnis muss man sich anschließend damit befassen und über einen Strategieplan zu einem proaktiveren und ganzheitlichen Ansatz für ein Gesundheitswesen gelangen, das besser auf die aufkommenden globalen Realitäten abgestimmt ist", fordern die Autoren.
Dieser Ansatz werde zwar je nach den Marktbedingungen variieren, aber unweigerlich einige gemeinsame Grundlagen haben, so das Postulat. Und zwar: Die Akzeptanz der vernetzten Technologie, die Integration in das Gesundheitssystem und die Befähigung nicht nur der medizinischen Fachkräfte, sondern auch der Allgemeinheit – Letztere im Sinne des viel diskutierten Patient Empowerment.
Die Integration der Gesundheitssysteme sei wichtig, so Jan Kimpen, Chief Medical Officer von Philips, "damit eine engere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Patienten sowie zwischen klinischer und häuslicher Versorgung möglich wird", wie er im Vorwort betont.
"Noch mehr an Bedeutung gewinnt dies vor dem Hintergrund, dass die Menschen heute älter werden und durch den Lebensstil bedingte Krankheiten auf dem Vormarsch sind, während die Kosten im Gesundheitswesen ansteigen", ergänzt er.