Notfallversorgung
KBV verspricht Kliniken konstruktiven Kurs
Die KBV-Spitze hält die Kritik an der Neuregelung der Notfallversorgung von Missverständnissen geprägt. Fakt sei, dass nicht jede Klinik ein Notfallzentrum bekommen könne.
Veröffentlicht:Berlin. Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung haben Regierungspläne verteidigt, den Kassenärztlichen Vereinigungen die fachliche Leitung über die geplanten Notfallzentren an Krankenhäusern zu übergeben. Mit „Ratio und medizinischem Sachverstand“ werde man gemeinsam mit den ärztlichen Kollegen im Krankenhaus eine Lösung hinbekommen, kündigte die KBV-Spitze an.
„Es ist nachvollziehbar, dass man das Thema Notfallversorgung nicht Strukturen überantworten kann, die potenziell insolvent gehen und vom Markt verschwinden können“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen am Mittwochabend vor Journalisten in Berlin. Das KV-System sei dagegen als Körperschaft des öffentlichen Rechts weitgehend davor gefeit, von Marktkräften aus dem Geschäft geschubst zu werden.
Bis zu 600 Notfallzentren
Gassen nannte eine Zahl von zwischen 400 und 600 Integrierten Notfallzentren, die es geben könne. Die müssten nicht auf der „grünen Wiese“ neu gebaut werden. Es gehe darum, bereits bestehende Strukturen zu überführen. „Und natürlich muss sich jeder Wunsch nach Versorgung nach dem richten, was ich ärztlicherseits auf die Straße bringen kann“, sagte Gassen. Da auch die Ressourcen an Medizinischen Fachangestellten (MFA) und Pflegekräften begrenzt seien, sei es illusorisch, für alle Krankenhäuser in Deutschland Notfallzentren vorzusehen.
Für jedes Krankenhaus ein INZ zu fordern, wie das die Krankenhauslobby bereits hat anklingen lassen, sei „völlig sinnfrei“. Erstens wolle das niemand bezahlen und zweitens gebe es gar nicht ausreichend Patienten, um so viele Zentren auszulasten. „Das müssen wir mit Herrn Baum nicht ausfechten. Da wirkt die normative Kraft des Faktischen“, sagte Gassen. Georg Baum ist Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft.
Kritik aus den Krankenhäusern an der von Gesundheitsminister Jens Spahn gewählten Konstruktion sei zudem weitgehend von Missverständnissen geprägt, betonte KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister mit Blick auf die Sorgen der notfallmedizinischen Ärztevereinigungen DIVI und Degina. „Unsere Absicht ist nie gewesen, eine ärztliche oder fachliche Leitung über den Schockraum, Polytraumatazentren oder eine Chest-Pain-Unit zu übernehmen. Das ist nicht unser Geschäft“, sagte Hofmeister.
Gemeinsame GmbH nicht nötig
Es sei daher nicht nötig, dass die KVen mit Krankenhausbetreibern jeweils eine GmbH gründeten, um die INZ zu betreiben. Das könne dann tatsächlich bedeuten, dass diese GmbH auch für den Schockraum zuständig sei. „Das will niemand“, sagte Hofmeister.
Vertragliche Regelungen zwischen KV und Krankenhaus sind gleichwohl vorgesehen, zum Beispiel an den Schnittstellen. Eine Datenübergabe sei im Augenblick nicht ohne Weiteres möglich. Die KV werde zudem entscheiden wollen, welche Besetzung sie zu welcher Uhrzeit vorhalte. In Zeiten, in denen statistisch nur ein bis zwei Patienten pro Stunde im INZ vorstellig würden, könnten Kollegen aus den Krankenhäusern einspringen.
So werde es auch in vielen Bundesländern bereits praktiziert. Gleichzeitig werde es auch nach Einrichtung der INZ noch Bereitschaftspraxen und aufsuchende Besuchsdienste brauchen, um das Angebot so flächendeckend wie möglich zu halten, sagte Hofmeister. (af)