Medizintechnik

KI-basierte Mobilitätsanalyse patentiert

Das Start-up Lindera hat ein neuartiges System zur Ganganaylse entwickelt. Damit könnte etwa die Sturzprophylaxe in Pflegeheimen verbessert werden.

Veröffentlicht:

München/Berlin. Das Europäische Patentamt (EPA) hat dem Berliner Healthcare-Start-up Lindera ein Patent zuerkannt für seine neuartige KI-basierte Mobilitätsanalyse. Der Test ermöglicht es nach Unternehmensangaben anhand eines 30- bis 40-sekündigen Videos mit einer Smartphone-Kamera vom Gang eines Senioren eine detaillierte Gangbildanalyse zu erstellen. Lindera will damit europaweit neue, wissenschaftlich validierte Standards beim Einsatz digitaler Hilfsmittel in der Pflege setzen, wie es heißt.

Denn im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Digitalisierung des Gesundheitssektors laut Analyse der Bertelsmann Stiftung auf Platz 16 von 17. Insbesondere beim Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) zeigen sich Branche und Politik bisher zurückhaltend, obwohl mehr als zwei Drittel der Deutschen KI in der Medizin befürworten würden. Denn die Schlüsseltechnologie hält große Chancen für die Gesundheitsbranche bereit: Durch die schnelle und präzise Auswertung großer Datenmengen kann sie dazu beitragen, Gesundheitsrisiken schneller zu erkennen, die Patientenversorgung zu verbessern, Pflegefachkräfte zu entlasten und Gesundheitskosten zu senken.

Kosteneffizienz im Blick

Mit dem Test digitalisiere das Healthcare-Start-up die nach Expertenstandard vorgeschriebene Gangbildanalyse und ermögliche eine schnelle und präzise Erkennung von Sturzfaktoren, wie eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie belegt. Neben einer individuellen Maßnahmenplanung zur Sturzprophylaxe biete die App eine systematische Pflegedokumentation. Damit will Lindera die Digitalisierung in der Pflege voranbringen – ab jetzt auch europaweit.

„Die Tür steht offen, mit künstlicher Intelligenz aus Deutschland heraus weltweit neue Standards zu setzen“, sagt Diana Heinrichs, Gründerin und CEO von Lindera. „Dieses Patent ist ein Meilenstein in der Unternehmensentwicklung. Es zeigt, dass wir aus Deutschland heraus hochgradige KI-Innovationen in konkrete, kosteneffiziente Lösungen für eine ganze Branche bringen können“, ergänzt Johann Reich, Partner beim Investor Rheingau Founders.

KI-basierte Berechnung der Gangparameter

Die Lindera Mobilitätsanalyse ermögliche in Anlehnung an das empfohlene Performance Oriented Mobility Assessment (POMA Assessment) eine präzise Berechnung der Gangparameter, wie beispielsweise Schrittlänge, Schrittzeit und Ganggeschwindigkeit. Anhand eines 30- bis 40-sekündigen Videos des Gangbilds extrahiere das digitale Hilfsmittel zunächst mittels eines Skelett-Schätzers, der auf neuronalen Netzen basiert, das dreidimensionale Skelett der gefilmten Person. Die gewonnenen Skelettdaten verknüpfen die Koordinaten der einzelnen Gelenke im Raum (x, y, z) über die Gesamtdauer des Videos (pro Einzelbild des Videos). Anhand der Bestimmung des Abstands zwischen den Fersen für jedes Einzelbild lasse sich so nachvollziehen, wo ein Schritt vollzogen wird.

„Mit Hilfe eines eigens entwickelten Algorithmus ermöglicht die Lindera Mobilitätsanalyse die Extraktion und die präzise Bestimmung der tatsächlichen Extrema Maxima und Minima aus den verrauschten Skelettdaten aus einer Liste von Extrema-Kandidaten“, heißt es weiter. So ermögliche die neuartige Bewegungsanalyse, die Gangparameter aus der Sequenz der 3D-Gelenkkoordinaten zu bestimmen. Studien, wie die retrospektive Fall-Kontroll-Studie, die gemeinsam mit der Charité durchgeführt wurde, zeigten die exzellente Messgenauigkeit der Bewegungsanalyse. (maw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Broker im Handelsraum der New Yorker Börse NYSE Stock Exchange Euronext. Dem Markt in den USA traut die apoBank eine bessere Performance zu als europäischen Aktienmärkten.

© Thomas Imo / photothek / picture alliance

Jahresausblick

Nach Rekordjahr: Luft für Aktien wird 2025 dünner

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

© Alnylam

Pionier der RNAi-Technologie

Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Alnylam Germany GmbH, München
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Behandlungstipps

Psoriasis und Komorbiditäten: Welche Therapie wirkt am besten?

Lesetipps
Dr. Carsten Gieseking

© Daniel Reinhardt

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Eine Spritze für eine RSV-Impfung liegt auf dem Tisch.

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Update

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener