Kassen überzeugt: Der GKV fehlt kein Geld
Beim thüringisch-sächsischen Gesundheitsforum drängen Krankenkassen und KV auf Reformen in der GKV.
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Bürokratie führt zur "Fünf-Minuten-Medizin", warnt der KV-Chef.
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CHEMNITZ. Beim sechsten sächsisch-thüringischen Gesundheitsforum kritisierten die Teilnehmer, dass das Gesundheitssystem unter einer überbordenden Bürokratie und unter falschen Lastenverteilungen leide. Vertreter der Kassen monierten, dass ihre Versicherten beim Zahlen von Gesundheitsbeiträgen schlechter gestellt seien als die Arbeitgeber. Von der KV Sachsen hieß es, die Ärzte würden besonders unter strukturellen Schwächen des Gesundheitssystems leiden.
Der sächsisch-thüringische Kongress auf dem Wasserschloss Klaffenbach bei Chemnitz wurde organisiert von der Techniker Krankenkasse, dem BKK Landesverband Mitte und mehreren Arzneimittelherstellern und stand unter dem Titel "Regulierung, Wettbewerb, Management: Was ist besser für die verschiedenen Bereiche des Gesundheitswesens?". Zu Gast waren rund 50 Vertreter der Ärzteschaft, Krankenkassen, der Politik und aus der Wirtschaft. Roland Lotz, Vorstand der sieben Landesverbände vereinigenden BKK Mitte, erklärte, die Probleme der Unter- und Überversorgung im Gesundheitssystem hingen nicht mit der Finanzierung zusammen, immerhin stünden im Gesundheitsfonds im kommenden Jahr 180 Milliarden Euro zur Verfügung.
Er forderte strukturelle Reformen. "Es fehlt nicht am Geld." Sondern an Gestaltungsspielraum, wie Simone Hartmann, Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse ergänzte. Zwar wolle sie nicht von einem freien Markt im Gesundheitswesen reden, "es muss aber mehr Wettbewerb geben". Das sei der beste Weg sicherzustellen, dass regionalen Bedingungen stärker Berücksichtigung finden, so Simone Hartmann.
Die Berliner Newstand berät Unternehmen aus dem gemeinnützigen Dienstleistungssektor. Deren Geschäftsführer Dr. John Weatherly konkretisierte die Kritik der Krankenkassen. Noch nie habe es in Deutschland so viele Ärzte pro Einwohner gegeben wie heute. "Der Arztmangel ist ein Verteilungsproblem, bei dem besonders Arztgruppen mit hohem persönlichen Einsatz und geringer regionaler Attraktivität betroffen sind", sagte der Mediziner.
Zudem könnten rund 35 Prozent der ärztlichen Tätigkeiten dauerhaft an examiniertes Pflegepersonal delegiert und die Ärzte entsprechend entlastet werden. Dazu müssten regionale Versorgungsmodelle in Gebieten mit einer Größe zwischen 100 000 und 300 000 Einwohnern geschaffen werden, forderte Weatherly abschließend. Auch der Vorstandsvorsitzende der KV Sachsen, Dr. Klaus Heckemann, nahm bei der Podiumsdiskussion die Bürokratie im Gesundheitswesen ins Visier. Das heutige System habe zu einer "Fünf-Minuten-Medizin" geführt - zum Schaden der Patienten und Ärzte. Um letzteren mehr Zeit für die tatsächliche Versorgung zu ermöglichen, müsste das Gesundheitswesen um das Element einer Kostenbeteiligung erweitert werden. Hierzu forderte Heckemann, eine Monopolkommission der Bundesregierung einzurichten.