Ringen um Klinikreform
Katholische Krankenhäuser: Kliniken läuft die Zeit davon
Es wird ein Schicksalsjahr für Krankenhäuser. Weil sich die Finanzierungsreform verzögert, blicken viele Häuser in einen finanziellen Abgrund. Den Kliniken laufe die Zeit davon, beklagt der Katholische Krankenhausverband.
Veröffentlicht:Berlin. Nächste Runde im Ringen um die geplante Krankenhausreform: Am Montag (29. Januar) wird die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) über das Thema beraten. Im Vorfeld der Videoschalte von Bund und Ländern drängt der Katholische Krankenhausverband (KKVD) auf mehr Tempo.
„Eine Krankenhausreform ist bitter notwendig“, sagte KKVD-Geschäftsführerin Bernadette Rümmelin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Doch den Kliniken renne die Zeit davon.
Vor Schalte der Gesundheitsminister
Bei der Krankenhausreform steht es Spitz auf Knopf
Beim KKVD, Interessenvertretung von 267 Krankenhäusern an 340 Standorten, will man sich einem notwendigen Wandel nicht verschließen. „Wir müssen vor Ort neue Versorgungs- und Trägerstrukturen sowie Kooperationen eingehen“, sagt Rümmelin.
Allerdings: Aus ihrer Sicht läuft der Umbau derzeit ziemlich ungeplant und „destruktiv“. Sie warnt vor „einem kalten Strukturwandel“, bei dem die Politik die Krankenhäuser am ausgestreckten Arm finanziell verhungern lässt. Notwendig seien Finanzhilfen, um die Zeit zu überbrücken, bis die Reform greift.
„Hoch wissenschaftlicher Prozess“
Rümmelin kritisiert Lauterbachs Krankenhausreform als einen „hoch wissenschaftlichen und theoretischen Prozess“. Das Wissen der Praktiker vor Ort müsse viel stärker eingebunden werden.
Es gehe „um Daseinsvorsorge und gleichwertige Lebensverhältnisse für alle Bürger“, betont die Geschäftsführerin. Das bedeute, dass man die Krankenhauslandschaft nach den jeweiligen regionalen Bedingungen gestalten müsse.
Besonders von der schwierigen Situation betroffen sieht Rümmelin die frei-gemeinnützigen Häuser. Während die privaten Krankenhausträger Geld am Kapitalmarkt aufnehmen könnten und die kommunalen Kliniken im Zweifel von ihrem Trägern mit Steuerzahlergeld über Wasser gehalten würden, könnten kirchlich und von Wohlfahrtsverbänden getragene Kliniken nur auf eigene - immer geringer werdende - Reserven zurückgreifen.
Katholische Krankenhäuser offenbar gut aufgestellt
Dennoch sieht Rümmelin die katholischen Krankenhäuser flexibel aufgestellt. Da sie zu strengem unternehmerischem Denken gezwungen seien, hätten katholische Träger schon seit Längerem Netzwerke und Verbünde von Kliniken und Sozialeinrichtungen gebildet und auch Spezialisierungen und Konzentrationen vorgenommen. Dabei seien auch Häuser geschlossen oder in geriatrische Allround-Versorger umgewandelt worden.
Die Zukunft der kirchlich getragenen Krankenhäuser sieht Rümmelin eher in großen Trägerstrukturen. Große Anbieter wie die Barmherzigen Brüder Trier im Südwesten, die Alexianer oder der Elisabeth Vinzenz Verbund hätten sogar überregional expandiert. Zugleich betont sie: „Von einem Rückzug der katholischen Träger aus dem Krankenhausbereich kann keine Rede sein.“ (eb/KNA)