IQWiG
Keine Empfehlung für Screening auf Hodenkrebs
Das frühe Screening auf Hodenkrebs ab 16 Jahren bietet keine Vorteile. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher, die im Auftrag des IQWiG die derzeitige Studienlage durchforstet haben.
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Aufklärungsgespräch: Ab welchem Alter bringt die allgemeine Früherkennungsuntersuchung auf Hodenkrebs tatsächlich einen Nutzen?
© Mathias Ernert, Urologische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim
Köln. Zurzeit gibt es keine wissenschaftlichen Belege für den Nutzen von allgemeinen Früherkennungsuntersuchungen auf Hodenkrebs bei Männern ab 16 Jahren.
Nach einem aktuellen Health Technology Assessment-Bericht (HTA) im Auftrag des Instituts für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen (IQWiG) gilt das sowohl für die ärztliche Tast- und Ultraschalluntersuchung als auch für die Tasteigenuntersuchung.
Nach der Analyse der Privatuniversität UMIT Tirol gibt es bisher keine Studien zum Nutzen der Früherkennungsuntersuchung bei Hodenkrebs. Auf Basis der Daten aus Krebsregistern kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass sie wohl nur ein sehr geringes Nutzenpotenzial hätte. Sie beziffern es mit 0,4 vermiedenen Todesfällen bei 100 .000 untersuchten Männern.
Nutzen-Schaden-Verhältnis nur schwer abschätzbar
Dem stehen aber potenzielle Schäden durch Fehler oder falsche Befunde gegenüber und zwar unnötige Hodenfreilegungen oder -entfernungen. Auch das Ausmaß der Schäden sei nur schwer abzuschätzen, betonen die Sachverständigen.
Klar ist, dass die Einführung eines solchen Früherkennungsprogramms mit hohen Kosten verbunden wäre. „Ob diese gerechtfertigt wären, lässt sich wegen der fehlenden Daten zu Nutzen und Schaden nicht einschätzen“, heißt es in der Kompakt-Version des Berichts.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es bei Männern mit Risikofaktoren für Hodenkrebs ein günstigeres Nutzen-Schaden-Verhältnis gibt.
Bürger und Patienten bestimmen Prüfthemen
Im Jahr 2016 hat das IQWiG damit begonnen, über den „ThemenCheck Medizin“ Bürger und Patienten um Vorschläge für HTA-Berichte zu bitten. Jedes Jahr werden bis zu fünf Themen ausgewählt, externe Sachverständige nehmen dazu jeweils die wissenschaftliche Evidenz unter die Lupe.