Keine staatliche Zulassung von Medizinprodukten

BERLIN (sun). Trotz PIP-Skandal und Studien zu gefährlichem Abrieb bei Metall-Metall-Prothesen bleibt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) dabei: Eine staatliche Zulassung von Medizinprodukten soll es auch künftig nicht geben.

Veröffentlicht:
In Verruf geraten: Metall-Metall-Endoprothesen. Doch staatliche Kontrolle soll es nicht geben.

In Verruf geraten: Metall-Metall-Endoprothesen. Doch staatliche Kontrolle soll es nicht geben.

© NICOLAS LARENTO / fotolia.com

Verbesserungen in der Zulassung seien jedoch notwendig, sagte Susanne Conze, Referatsleiterin im BMG, am 21. März in Berlin. Zum Beispiel müssten Medizinprodukte leichter rückverfolgt werden können, auch die Anforderungen an die europaweit etwa 80 benannten Stellen wie dem TÜV müssten konkretisiert werden.

Klare Absage an kompletten Systemwechsel bei Zulassung

Einem kompletten Systemwechsel erteilte das BMG jedoch eine klare Absage. Schließlich seien die Anforderungen bei der Zulassung von Medizinprodukten der Risikoklasse 3 bereits so hoch wie für Arzneimittel, sagte Conze bei dem 5. Ärzteblatt-Wortwechsel "Prothesen, Implantate, Stents: Ein Markt ohne Regeln", eine Veranstaltung des Deutschen Ärzteblatts am 21. März in Berlin.

Aus Sicht des CDU-Politikers Dietrich Monstadt war der Skandal um die Silikonkissen ein "Überwachungsproblem". Ein Vorstoß der Unionspolitiker sieht daher vor, dass künftig striktere Kontrollen der Medizinprodukte möglich sein sollen.

Zudem sollen benannte Stellen wie zum Beispiel der TÜV Medizinprodukten der höchsten Risikoklasse die CE-Kennzeichnung nicht mehr nur aufgrund von Herstellerangaben vergeben dürfen.

Doch auch die Union will keinen Systemwechsel: Vor allem kleinere Unternehmen könnten große Probleme bekommen, wenn die Zulassungsvoraussetzungen für Medizinprodukte massiv verschärft würden, so Monstadt.

AOK warnt davor, am Status quo festzuhalten

Uwe Deh, Vorstandsmitglied des AOK-Bundesverbandes, warnte davor, das System so zu belassen, wie es jetzt ist: "Am Ende steht ein Patient." Einige Skandale hätten in der Vergangenheit durch schärfere Zulassungsvoraussetzungen verhindert werden können.

Es sei nicht verantwortlich dies nur auf kriminelle Energien einiger schwarzer Schafe zurückzuführen: "Das hat auch etwas mit dem Zulassungssystem zu tun", so Deh.

IQWiG-Chef Jürgen Windeler betonte, es müsse die Frage zugelassen werden, warum bei Medizinprodukten anderes verfahren werde als bei Arzneimitteln. "Dafür gibt es keinen medizinischen Grund", so Windeler.

Hadi Saleh, Geschäftsführer der Medizinprodukte-Firma Biomet Deutschland, warnte davor, alle Medizinproduktefirmen über einen Kamm zu scheren. "Wir helfen Millionen Patienten", so Saleh.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Frühe Hilfen

Babylotsen: Im Nordosten langfristig gesichert

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EvidenzUpdate-Podcast

Hoffnung und Kollaps – wie Lecanemab uns herausfordert

Lesetipps
Ein sich auftürmender Geldstapel.

© Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

 Hausarzt Werner Kalbfleisch

© Südwest Presse / Verena Eisele

Ende eines jahrelangen Verfahrens vor den Prüfgremien

Hausarzt geht mit XXL-Regress in die Rente

Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert