Kommentar zur bundesweiten Corona-Notbremse

Klägliches Scheitern des Föderalismus

Der Bund zieht den Kampf gegen Corona an sich. Jetzt sollte er auch mit Blick auf die Impfkampagne konsequent handeln – und das Impfen allein den Praxen überlassen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

Es lässt sich nicht schönreden – auch wenn mancher Politiker es jetzt versuchen wird: Die vom Bundeskabinett am Dienstagvormittag beschlossene Corona-Notbremse dokumentiert das klägliche Scheitern des Föderalismus im Kampf gegen die Pandemie. Die Konferenz der Ministerpräsidenten hatte sich zuvor bereits ins Abseits manövriert. Dass der Vorsitzende der Runde, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, zuletzt nur noch für ein kurzes Treffen warb, ist Beleg genug dafür.

Nach stundenlangen Debatten vor Hochglanz-Bildschirmen fasste die Runde teils spät in der Nacht Beschlüsse, an die sich anschließend kein Landeschef so richtig gebunden fühlte. Der Lockdown geriet zum Flickenteppich, in dem sich das Virus einnisten konnte. Nahezu überall steigende Inzidenzwerte, sich dramatisch füllende Intensivstationen, erschöpfte Ärzte und Pflegekräfte sind die sichtbaren Folgen des föderalen Versagens. Dass der Bund jetzt die Reißleine zieht und die Pandemie-Bekämpfung der Länder an sich zieht, ist daher nur konsequent.

Lesen sie auch

Doch womöglich kommt der Schritt zu spät. Auch wenn sich die Kanzlerin eine „gute und zügige“ Beratung des Gesetzes wünscht: Bis die Maßnahmen wirken, das weiß auch Angela Merkel, werden die Zahlen weiter anziehen. Und nach dem Hin und Her der vergangenen Monate sind viele am Ende mit ihrer Kraft und Geduld, dem Shutdown wieder und wieder zu folgen. Dass sich die Bundesbürger „noch einmal“ auf Entbehrungen und Freiheitsbeschränkungen einstellen, wie Merkel es sich wünscht, ist zumindest zweifelhaft.

Umso wichtiger ist, dass der gerade gezündete Turbo der Impfkampagne nicht ins Stottern gerät. Möglichst alle Haus-, Fach- und Betriebsärzte müssen mitimpfen. Die Hemmschwelle, sich in der Arztpraxis gegen das Virus immunisieren zu lassen, ist weitaus kleiner, als es beim anonymen Impfzentrum der Fall ist – so engagiert das Ganze dort auch läuft.

Der Bund wäre daher gut beraten, auch in diesem Punkt konsequent zu agieren – und spätestens ab Mai nur noch in den Praxen gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

Schreiben Sie dem Autor: thomas.hommel@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Erhebung von AOK und Deutscher Krebsgesellschaft

Mehr Versicherte nutzen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung

Interview zur Krebsfrüherkennung

Hautkrebs-Screening: Uns fehlt ein Einladungsverfahren

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag.

© Roche Diagnostics

Hepatitis-Screening: noch zu wenig bekannt

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Diagnostics Deutschland GmbH, Mannheim
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger