Koalition bleibt vage bei Pflegereform

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) nimmt sich das "Jahr der Pflege" vor: Noch im September sollen erste Eckpunkte zur Reform vorliegen. Doch die Ankündigungen bleiben weiterhin unkonkret.

Veröffentlicht:
Pflege im Griff: Teurer wird sie in jedem Fall, sagt der Minister.

Pflege im Griff: Teurer wird sie in jedem Fall, sagt der Minister.

© Peter Endig / dpa

BERLIN (sun). Die schwarz-gelbe Koalition hat nach wie vor nicht beschlossen, wie die Pflege künftig finanziert werden soll. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hatte Medienberichten zufolge erneut angekündigt, noch im September Eckpunkte zur Pflegereform vorlegen zu wollen.

"Es ist noch nichts entschieden. Über die Finanzen unterhalten wir uns auch, denn gute Pflege gibt es nicht zum Nulltarif", sagte Bahr der Zeitung "Bild" am Montag auf die Frage nach dem Umfang der Beitragserhöhung.

Die Pflegeversicherung solle aber um eine so genannte "kapitalgedeckte Säule" ergänzt werden. Wie diese konkret aussehen solle, sei noch nicht geklärt, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums der "Ärzte Zeitung".

Union unterstützt Bahrs Vorstoß

CDU-Politiker Jens Spahn betonte, die Koalition wolle den Grundsatz ambulant vor stationär stärken und Familien unterstützen. Trotzdem werde in einer älter werdenden Gesellschaft Pflege teurer.

"Daher brauchen wir Vorsorge für die Zukunft", sagte Spahn der "Ärzte Zeitung". Dafür müsse Geld zurückgelegt werden, um auch in 30 Jahren eine gute Pflege bezahlen zu können. "Darin sind wir uns mit dem Minister völlig einig", so Spahn.

Der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, kritisierte, dass Betroffene als "reiner Kostenfaktor" abgestempelt würden.

Opposition sieht "leere Hände"    

Minister Bahr stelle sich selbst ein Bein, wenn er den zweiten Schritt nicht vor den ersten mache: "Wer nicht sagt, was er will, darf auch nicht über die Kosten spekulieren", so Brysch. Bahr müsse Vorschläge machen, wie er Anreize für eine gute Pflege schaffen wolle.

SPD-Politikerin Carola Reimann sieht nach wie vor einen "großen Handlungsbedarf" für die Verbesserung der Qualität der Pflege. Die Koalition müsse mehr leisten, als einzig über die Finanzierung der Pflege zu diskutierten. Die Koalition stehe immer noch mit "leeren Händen" da.

Der Sozialverband VdK kritisierte den Plan einer Pflegezusatzversicherung als "wider jede ökonomische Vernunft". Verbandspräsidentin Ulrike Mascher forderte, "das Recht auf gute Pflege darf nicht von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen abhängen".

Nicht alle Versicherten könnten sich "diese verpflichtende private Pflegezusatzversicherung" leisten, so Mascher. Insbesondere Ältere und Menschen mit Behinderung wären benachteiligt. Mascher warnte: "Je älter und kränker, desto höher wären die Beiträge, die monatlich zu zahlen sind."

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vernetzte Versorgung

Ambulant-stationäres Projekt veröffentlicht Halbzeitbilanz

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung