Versorgungsqualität
Krankenhausträger und AOK fordern stärkere Nutzung von Routinedaten
Der AOK-Bundesverband und die Initiative Qualitätsmedizin bringen sich für die Krankenhausreform in Stellung. Bei der Qualitätssicherung müsse das Rad nicht zwingend neu erfunden werden – ein probates Instrument dazu liege bereits vor.
Veröffentlicht:Berlin. Krankenkassen und Klinikmanager laufen sich warm für die geplante Krankenhausreform. Nach dem in den vergangenen zwei Jahren coronabedingt Kapazitätsplanung und Versorgungssicherung im Mittelpunkt gestanden hätten, seien jetzt verstärkt Fragen „rund um die Qualität der Patientenversorgung“ anzugehen, erklärten die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) und der AOK-Bundesverband am Montag.
Eine wichtige Rolle spielten dabei die von den Kassen erhobenen Routinedaten. „Die Abrechnungsdaten der Patientinnen und Patienten liefern wertvolle Informationen zur Qualität der stationären Versorgung. Diese können Krankenhäuser sofort und ohne bürokratischen Aufwand nutzen“, sagte der Vorstandspräsident der IQM und Chef der privaten Klinikkette Helios, Dr. Francesco De Meo, im Vorfeld des an diesem Dienstag beginnenden 5. Kongresses zu Qualitätsmessung und Qualitätsmanagement mit Routinedaten.
Routinedaten und klinische Daten verweben
Sinnvoll sei es, Routinedaten und klinische Daten miteinander zu verknüpfen, betonte De Meo. Auf diese Weise entfalteten die Daten ein noch größeres Potenzial für die Qualitätssicherung in Krankenhäusern.
„Es müssen nur wenige klinische Parameter ergänzt werden, um viele zusätzliche Leistungsbereiche für die Qualitätssicherung zu erschließen – ohne, dass in den Kliniken bürokratischer Mehraufwand für die Mitarbeitenden entsteht“, zeigte sich der IQM-Chef überzeugt. Der Initiative Qualitätsmedizin gehören eigenen Angaben zufolge rund 500 Akutkrankenhäuser sowie Universitätsklinika aus Deutschland und der Schweiz an.
Die Pandemie habe vor Augen geführt, „dass die Zeit für eine umfassende und qualitätsbasierte Krankenhausreform reif ist“, sagte AOK-Vorstandschefin Dr. Carola Reimann. Auswertungen von Routinedaten lieferten hierzu wichtige Impulse. Vor allem bei sektorenübergreifenden Fragen ermöglichten die Daten „sehr viel schnellere und aufwandsärmere Erkenntnisse zur Qualität als klassische Studien“.
Fachkräftemangel zwingt zur Konzentration
Reimann sprach sich zudem für eine stärkere Spezialisierung und Konzentration von Leistungen im stationären Bereich aus. Ein solcher Schritt sei auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels nötig. Schwer erkrankte Patienten seien zudem in spezialisierten Häusern besser aufgehoben – das belegten auch jüngste Erkenntnisse zur Versorgung von COVID-19-Patienten. Die Versorgung habe „zwar überwiegend, aber leider noch nicht vollständig in spezialisierten Kliniken stattgefunden“, bemängelte Reimann.
Auch in der Krebsbehandlung gebe es „deutliches Optimierungspotenzial“, betonte die AOK-Chefin. So belege das auf Routinedaten aufsetzende Innovationsfonds-Projekt „Wirksamkeit der Behandlung in onkologischen Zentren“ Überlebensvorteile für Krebspatienten, die in zertifizierten Zentren versorgt würden. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) solle daher entsprechende Erkenntnisse aufgreifen und in einer „Richtlinie zur Konzentration der Krebsversorgung auf Zentren“ münden lassen, schlug Reimann vor. (hom)