Hessen

Land schafft Meldepflicht für Beatmungsgeräte

Auch wenn sich die Steigerungsrate an Corona-Neuinfektionen in Hessen abflacht, warnt Minister Klose vor „trügerischer Sicherheit“. Stattdessen gelten verschärfte Schutzmaßnahmen.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:

Wiesbaden. Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) rechnet mit einer weiter steigenden Zahl an Corona-Patienten. „In den kommenden Wochen wird die medizinische Versorgung in Hessen absehbar stark in Anspruch genommen“, sagte er am Mittwoch in Wiesbaden. Deshalb hat die Landesregierung per 1. April weitere Regelungen getroffen beziehungsweise bestehende verschärft.

Letzteres betrifft die Besuchszeiten in Krankenhäusern und Alten- und Pflegeheimen. Galt seit dem 13. März ein Limit von einer Person und einer Stunde pro Tag, herrscht nun ein generelles Besuchsverbot. Ausgenommen seien nur Härtefälle, beispielsweise der Besuch sterbender Angehöriger.

Zwölf Typen von Einrichtungen sind betroffen

Darüber hinaus hat Hessen eine Meldepflicht für Beatmungsgeräte erlassen. Seit Mittwoch sind insgesamt zwölf verschiedene Arten von Einrichtungen verpflichtet, ihren Bestand an Beatmungsgeräten den Gesundheitsbehörden zu melden.

Die Liste umfasst unter anderem Krankenhäuser, Arzt- und Zahnarztpraxen, Vorsorge-, Reha- und Dialyseeinrichtungen, Sanitätshäuser sowie Kranken- und Pflegekassen bis hin zu Veterinärpraxen und Tierkliniken. Dazu erläuterte Klose, dass häufig veraltete, aber funktionstüchtige Beatmungsgeräte aus Krankenhäusern an Tierärzte weitergereicht würden.

„Bei einem möglichen weiteren Anstieg von COVID-19-Erkrankten steigt die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass mehr infizierte Menschen einer künstlichen Beatmung bedürfen“, begründete der Minister den Schritt.

Gleichzeitig sollen die Kapazitäten der Intensivversorgung ausgebaut werden. Per 31. März habe es 12 .192 Betten in den hessischen Krankenhäusern gegeben (stationäre Betten inklusive der Beatmungs- und Intensiv-Überwachungsbetten) – ein Plus von 2475 Betten gegenüber dem 22. März. Statt zuvor 1200 gebe es inzwischen 1900 Betten mit Beatmungsgeräten.

Die Zahl der überwachten Intensivbetten ohne Beatmungsgeräte ist laut Klose von 860 auf derzeit knapp 1100 gestiegen. Ein Beschaffungsprogramm des Landes für Beatmungsgeräte in Höhe von zehn Millionen Euro soll den Krankenhäusern den Einkauf von weiteren 380 Beatmungsgeräten ermöglichen.

50 Projekte zur Entwicklung eines Impfstoffs

Der zur Pressekonferenz zugeschaltete Marburger Virologe Professor Stephan Becker berichtete über weltweit mehr als 50 Projekte zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2. Es gebe derzeit Überlegungen, mehrere Produktionsstadien und Testphasen parallel durchzuführen, um schneller als binnen der auch von ihm veranschlagten ein bis eineinhalb Jahre einen Impfstoff zu entwickeln.

„Ich hoffe, dass wir im dritten oder vierten Quartal dieses Jahres einen Impfstoff in der Erprobung am Menschen haben werden“, so der Direktor des Instituts für Virologie an der Philipps-Universität Marburg.

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