Forderung

Leitlinienautoren wollen öffentliches Geld

BERLIN (af). Nutzer und Profiteure von medizinischen Leitlinien sollen sich an deren Entstehungskosten beteiligen. Das ist eine der Botschaften, die vom Berliner Kongress von Leitlinienautoren ausgeht.

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Angesprochen waren damit in erster Linie die Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen.

Die hätten sich auf dem Kongress mit der Begründung rar gemacht, die Beschäftigung mit ärztlichen Leitlinien sei nicht ihre Aufgabe, sagte Professor Günter Ollenschläger, Leiter des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin.

Die Leitlinienarbeit brauche öffentliches Geld für unabhängige wissenschaftliche Arbeit, ergänzte Professor Ina Kopp, Leiterin der deutschen Sektion des Kongressveranstalters Guidelines International Networks (G-I-N).

Das bedeute aber auch, dass die Geldgeber keinen Einfluss auf Versorgungsinhalte nehmen sollten.

Minimales Budget beklagt

Das verfügbare Wissen in der Medizin wachse zu schnell, als dass der behäbige Gesetzgeber Versorgungsentscheidungen treffen könne. Das solle den Ärzten vorbehalten bleiben.

Das Budget der Fachgesellschaften in Deutschland, Leitlinien zu verfassen, sei minimal. Dafür sei der wissenschaftliche Ausstoß sehr hoch. Schlanke, freie Strukturen seien Zentralinstitutionen wie dem IQWiG mit seinem hohen Budget und wenig wissenschaftlichem Output überlegen, sagte Kopp.

Zukunft der Leitlinienarbeit werde es auch sein, Über- und Fehlversorgung abbauen zu helfen, sagte der designierte Vorsitzende des Netzwerks, Amir Qaseem.

Allein die USA gäben jährlich 210 Milliarden Dollar für Therapien ohne medizinischen Nutzen aus.

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Kommentare
Dr. Karlheinz Bayer 24.08.201208:44 Uhr

brauchen wir Leitlineien, und wenn ja, welche?


Das könnte das Sommerlochthema werden.
In den letzten Wochen habe ich viel Zeit verwandt im "Guidelines International Network" und bin auf zahlreiche nicht plausible und zahlreiche sich drastisch widersprechende Leitlinien gestoßen.
Ich habe mich sachkundig gemacht, was "Evidenz" und was "Konsens" ist und fand in vielen Fällen keine evidente Basis und der Konsens war eher ein Komprommiß als die Einigung auf etwas Bestmögliches.
Namentlich habe ich sehr viel zeit in die bundesdutsche(n) Demenzguideline(s) gesteckt und fand das Ergebnis erschreckend.
Hypertonie, Herz-Kreislauf, MS, Diabetes - nirgendwo fand ich etwas, daß für den Arzt an der Basis wirklich förderlich und sinnvoll wäre, vielmehr konnte ich nach Herzenslust mir oft genug die Leitlinie aussuchen, die meiner Art am nächsten kommt.
Ich nehme ganz bewußt die wenigen Guidelines aus, die im Auftrag der Ärztekammern oder des IGQIG vorliegen. Auch die sind zwar in vielen Dingen angreifbar, aber keineswegs so willkürlich in ihren Formulierungen zum "State of Art", wie sie die meisten Fachgesellschaften abgeben.
Die Frage des Artikel geht ja um Nutznießer und Profiteuere.
Ich glaube nach dem Durchlesen von etlichen hundert Internetseiten, daß die Profiteure feststehen - meist sind das die Fachgesellschaften selbst, die sich unentbehrlich machen wollen durch ihre angebliche Leitlinien"Kompetenz". Aber diejenigen, die den Nutzen daraus ziehen sollen, habe ich weniger deutlich ausmachen können. Deswegen, man sollte sich gut überlegen, wessen Geld in die "Autoren" der Guidelines gesteckt wird!

Dr.Karlheinz Bayer, Bad Peterstal

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