Unterschiedliche Bedarfsschätzungen
Linke kritisiert Beschaffungspolitik bei Affenpocken-Impfstoff
Ein Großteil des Affenpocken-Impfstoffes ist Regierungsangaben zufolge gerade erst eingetroffen oder noch nicht da. 130.000 schwule und bisexuelle Männer sind bereits geimpft.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Die Diskussionen über den bevorstehenden Corona-Winter haben den Ausbruch der Affenpocken aus den Medien verdrängt. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Kathrin Vogler, hat am Donnerstag auf mögliche Mängel bei der Impfstoffversorgung der davon vor allem betroffenen schwulen und bisexuellen Männer hingewiesen, auch wenn der Ausbruch derzeit abzuflauen scheine.
Seit Mitte Juni sind rund 200.000 von etwa 261.000 avisierten Dosen des Impfstoffes Jynneos®/Imvanex® des dänisch-deutschen Unternehmens Bavarian Nordic in Deutschland angekommen.
Auslieferung der Impfdosen läuft noch
Ausweislich der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage von Vogler sind knapp 150.000 Dosen allerdings erst in der letzten September- und der ersten Oktoberwoche eingetroffen. Die noch ausstehenden Dosen würden in den kommenden Wochen ausgeliefert, teilt Gesundheitsstaatssekretärin Sabine Dittmar (SPD) in der Antwort mit, die der Ärzte Zeitung vorliegt. Bislang seien etwa 130.000 Menschen in Deutschland gegen Affenpocken geimpft.
„Die schlechte Nachricht ist, dass es wohl zu wenig Impfstoff für alle gibt“, kommentierte Vogler die Zahlen aus dem Bundesgesundheitsministerium. Das Ministerium stütze sich bei der Bedarfserhebung auf eine Schätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI), das der Risikogruppe etwa 130.000 Personen zuordne, argumentiert Vogler.
Die Deutsche AIDShilfe gehe aber von rund einer Million benötigter Impfdosen aus, wobei sie sich auf eine europaweite Studie aus dem Jahr 2017 berufe. An dieser Untersuchung war das RKI ebenfalls maßgeblich beteiligt.
Vogler: Lauterbach soll mit AIDShilfe zusammenarbeiten
Bei wieder ansteigenden Fallzahlen stünden die betroffenen Männer im Regen, warnte Vogler. Es sei wissenschaftlich unklar, ob es künftig nicht auch schlimmere Krankheitsverläufe geben könnte.
„Ich fordere Karl Lauterbach dazu auf, mit Betroffenenorganisationen wie der Deutschen AIDShilfe enger zusammenzuarbeiten und mehr Impfstoff zu bestellen“, teilte Vogler mit. Vor diesem Hintergrund sei es eine Schande, dass die Mittel für Aufklärung und Prävention im Haushalt 2023 gekürzt werden sollen. (af)