Männer betreiben häufig Raubbau an ihrer Gesundheit
Deutschland-Premiere: In Berlin wird der erste Bericht zur Männergesundheit präsentiert.
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Zuviel Alkohol, zuviel Nikotin, zuwenig Bewegung: In puncto eigener Gesundheit ist das starke Geschlecht ganz schwach.
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BERLIN (hom). Im Umgang mit der eigenen Gesundheit weist das starke Geschlecht offenbar große Schwächen auf. Zu diesem Ergebnis kommt der Erste Deutsche Männergesundheitsbericht, eine Pilotstudie der Stiftung Männergesundheit und der Gesellschaft für Mann und Gesundheit, die am Donnerstag in Anwesenheit von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) vorgestellt wurde.
Männer pflegen danach einen im Vergleich zu Frauen oft ungesünderen Lebensstil. Sie rauchen mehr, trinken zu viel Alkohol, halten von Vorsorgeuntersuchungen wenig und gehen nicht selten an ihre körperlichen und seelischen Grenzen. "Das Klischee vom starken Geschlecht, das keine Anzeichen von Schwäche zeigen darf, lässt es weithin als männlich gelten, Raubbau an der eigenen Gesundheit zu treiben", sagte die Herausgeberin des Berichts, Professor Doris Bardehle.
Männer würden aber nicht nur ihre Gesundheit vernachlässigen, "sie werden auch vernachlässigt", sagte Bardehle. "Während der Mann über Jahrhunderte hinweg Maßstab des medizinischen Fortschritts war, sind Ärzte heute häufig nur unzulänglich auf die Besonderheiten ihrer männlichen Patienten vorbereitet." Zudem sei die hiesige Vorsorgepolitik noch immer stark auf Frauen fokussiert.
Der Medizinhistoriker Professor Martin Dinges, einer der Mitautoren des Berichts, kritisierte in diesem Zusammenhang, dass zwar "großzügige Vorsorgeprogramme" zur Früherkennung von Brustkrebs existieren würden, "aber nichts Entsprechendes zum Beispiel zum Hodenkrebs".
Die Fokussierung auf die Frauengesundheit spiegele sich auch darin wider, dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung seit Jahren ein Frauengesundheitsportal im Internet anbiete, "aber erst jetzt eins für Männer entwickelt wird", so Dinges.
Familienministerin Schröder wies darauf hin, dass Männer heute eine fünf Jahre geringere Lebenserwartung haben als Frauen. Viereinhalb Jahre davon seien jedoch "soziokulturellen Faktoren" geschuldet. "Wir können Bedingungen schaffen, die Männer helfen, gesünder zu leben."
Dazu gehöre auch eine Abkehr von der "Präsenzkultur", bei der die Leistung von Männern und Frauen danach bemessen werde, "wie lange sie hinter dem Schreibtisch sitzen". Familie und Beruf müssten sich besser miteinander vereinbaren lasse, so Schröder. "Dies ist für beide Geschlechter besser - und gesünder."