Masterplan gegen Ärztemangel gesucht
Die Kassenärztlichen Vereinigungen stehen gesetzlich in der Pflicht, eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Doch das wird immer schwieriger.
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Dringend gesucht: Praxisnachfolger auf dem Land werden langsam rar. i© imagebroker / imago
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BERLIN. Für die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) steht die vertragsärztliche Versorgung auf der Kippe. In zehn bis fünfzehn Jahren werden sowohl in Ost-, als auch in Westdeutschland mehrere tausend Arztsitze nicht wieder besetzt werden können. Das prognostiziert eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI). Demnach werden in Thüringen und Westfalen-Lippe im Jahr 2025 mehr Hausärzte benötigt, als 2007 verfügbar waren.
"Wir stehen vor der Herausforderung, die wohnortnahe, flächendeckende Versorgung für die Zukunft zu erhalten", sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler bei der Vorstellung der neuen Zahlen. Einerseits gingen viele Ärzte in den Ruhestand, andererseits nehme der Versorgungsbedarf zu, da die Bevölkerung immer älter werde. Bis 2025 müssten daher in Westfalen-Lippe (im Vergleich zu 2008) 22 Prozent mehr Hausärzte Neuzulassungen erhalten, in Thüringen sogar 53 Prozent.
Die KBV sucht nun nach Lösungen, um dem drohenden Ärztemangel zu begegnen. "Wir haben nicht nur ein Problem der Arztzahl, sondern auch mit der Verteilung der Ärzte", so Köhler. Daher sei es wichtig zu wissen, wo welcher Bedarf herrsche. Mit den Daten des ZI sollen daher unter anderem Standorte identifiziert werden, die bevorzugt von Ärzten besetzt werden müssten. Mit einer kleinräumigen Versorgungsanalyse soll es auch möglich werden, sektorübergreifend den Bedarf der Ärzte in einer Region zu planen. Ebenfalls solle der Aspekt der älter werdenden Bevölkerung bei der Planung mit berücksichtigt werden.
Die KV Thüringen will zum Beispiel mit Stipendien um junge Ärzte werben. "So können diese sich in der Allgemeinmedizin weiterbilden", sagte Regina Feldmann, Chefin der KV Thüringen. Zudem biete die KV jungen Ärzten die Möglichkeit des beruflichen Einstiegs über Zweigpraxen. Allein die Anstrengungen der KVen, Nachwuchslücken zu schließen, werden nach Ansicht Feldmanns aber nicht reichen. Es bedürfe auch staatlicher Hilfen. Der Chef der KV Westfalen-Lippe, Dr. Ulrich Thamer, kritisierte die Residenzpflicht für Ärzte: "Sie zwingt heute noch Ärzte, nicht nur in einer ländlichen Region zu arbeiten, sondern dort auch zu leben." Viele wollten aber lieber in einer Region leben, die eine attraktive Infrastruktur für die Familie vorhalte. Die KV Westfalen-Lippe will deshalb den Notdienst reformieren. "Wir schaffen flächendeckend ein einheitliches Versorgungsangebot zu sprechstundenfreien Zeiten und können damit die Residenzpflicht lockern", so Thamer. Damit wolle man versuchen, den Praxissitz auch in kleineren Gemeinden wieder attraktiv zu machen.