Mehr Zeit für Kinder - das wollen auch Ärzte
Der Arztberuf muss familienfreundlicher werden, um für junge Menschen attraktiv zu bleiben. Die Bundesärztekammer sieht vor allem die Klinikbetreiber in der Pflicht.
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Ärztin und Mutter: Das darf kein Widerspruch sein.
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BERLIN. Kita-Plätze für den Nachwuchs der Angestellten, Teilzeitarbeit und flexible Dienstpläne - in vielen Kliniken sind solche Angebote noch Fehlanzeige. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf mahnt daher die Bundesärztekammer (BÄK) in ihrem Handbuch "Familienfreundlicher Arbeitsplatz für Ärztinnen und Ärzte" an. Junge Eltern finden darin etwa Checklisten für familienfreundliche Arbeitsplätze in Klinik und Niederlassung, aber auch Beispiele für vorbildhafte Kinderbetreuungsmodelle in Krankenhäusern.
"Solche Betreuungsmodelle sind zur Nachahmung empfohlen, stellen aber leider noch nicht die Lebenswirklichkeit in den meisten deutschen Kliniken dar", kommentierte BÄK-Vize Dr. Frank Ulrich Montgomery bei der Vorstellung in Berlin.
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) rief die Klinikmanager zum Umdenken auf: "Investitionen in die Kinderbetreuung von angestellten Ärzten und Pflegekräften sind ein Wettbewerbsvorteil im Werben um qualifizierte Mitarbeiter. Oft werden sie jedoch noch als reiner Kostenfaktor betrachtet."
Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), wies die Kritik zurück. "Was haben sich die Liberal-Konservativen eigentlich dabei gedacht, den Kliniken mehr als eine Milliarde zu nehmen und gleichzeitig Investitionen in attraktive Arbeitsplätze zu fordern?", sagte Baum der "Ärzte Zeitung". Dass die Familienfreundlichkeit ein Erfolgsfaktor sei, hätten auch die Kliniken erkannt. So organisiere die DKG zusammen mit dem Netzwerk "Erfolgsfaktor Familie" im Februar einen Fachkongress, bei dem es um Fachkräftebindung durch familienbewusste Politik gehe. Der Kongress richte sich gezielt an Verantwortliche in Krankenhäusern.
Rösler sagte, Kindererziehung sei als gesellschaftliche Aufgabe ebenso wichtig wie die Patientenversorgung auf Station. Vor allem in der heutigen Chefarzt-Generation müsse sich dieses Denken aber noch durchsetzen. "Wer einer jungen Kollegin am Donnerstagabend ein schönes Wochenende wünscht, weil sie sich freitags um ihre Kinder kümmert, zeigt damit seine Geringschätzung für die Arbeit in der Familie", so Rösler.
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