Kommentar zu Gröhe
Minister-Visite im Geschwindschritt
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe besucht zwei Flüchtlingseinrichtungen — und nicht nur die zahlreich angereisten Medienvertreter bleiben danach mit dem atemlosen Gefühl zurück, gerade einem Wirbelsturm beim Durchfegen der Räumlichkeiten zugesehen zu haben. "Zeit für Gespräche mit den Flüchtlingen" wollte sich der Minister nehmen, hieß es im Vorfeld.
Doch dafür blieb am Ende des streng durchgetakteten 45-minütigen Besuchs im Clearinghaus in St. Wendel kaum eine Möglichkeit. Händeschütteln, Lob für die ehrenamtlichen Helfer, Blitzführung durch die Räumlichkeiten, Posieren fürs Foto, Pressestatement, Schnittchen - und vorbei ist er auch schon, der viel beachtete Besuch.
Die Rolle der minderjährigen Bewohner aus Syrien, Afghanistan und Eritrea beschränkt sich darauf, brav "Dankeschön" auf Deutsch zu sagen und dafür wohlwollenden Applaus zu bekommen. "Immerhin führt der Besuch dazu, dass die Öffentlichkeit auf unsere Einrichtung blickt", sagt einer von ihnen später.
Andere sind da weniger gnädig: "Lächerlich" und "mediengeil" findet ein ehrenamtlicher Helfer in der Landesaufnahmestelle Lebach den zweiten Auftritt an diesem Tag, bei dem Gröhe mehr mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer spricht als mit denen, die er eigentlich besuchen wollte.
Beide Besuche hätten eine Chance sein können, sind aber oberflächlich geblieben. Chance vertan.
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