Modellprojekt im Saarland
Mittels Laufzettel schneller zum Facharzt
Einen schnelleren Facharzttermin "anzetteln" - das wollen Ärzte im Saarland. Sie proben ein neues Modell, das die Wartezeit der Patienten verkürzen soll. Am Mittwoch ist der Startschuss gefallen.
Veröffentlicht:SAARBRÜCKEN. Im Saarland haben Landesregierung und KV den Startschuss für das Modellprojekt "Dringliche Überweisung" gegeben.
In den nächsten sechs Monaten soll im Rahmen des Projekts geklärt werden, ob statt einer teuren neuen KV-Terminvergabestelle auch ein kleiner "Laufzettel" zusätzlich zur Überweisung reicht, damit Patienten rasch an einen Facharzttermin kommen.
"Wir wollen mit dem Projekt klären, wie die Termin-Situation bei den Fachärzten hier überhaupt ist", erklärte der saarländische Gesundheitsminister Andreas Storm (CDU) nach der konstituierenden Sitzung des Beirats am Mittwoch in Saarbrücken.
Der Beirat soll das Projekt begleiten. Ihm gehören unter anderem Ex-KBV-Chef Dr. Andreas Köhler und der frühere Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller, an.
Der Saar-Gesundheitsminister erhofft sich außerdem Klarheit, ob die "Laufzettel" tatsächlich verhindern, dass Patienten auf dringende Facharzt-Untersuchungen lange warten müssen.
Startschuss schon am 1. April
Das Modellprojekt soll schon am 1. April beginnen. Daran sollen sich 15 bis 20 Prozent der rund 750 saarländischen Hausärzte und möglichst alle knapp 1.000 Fachärzte an der Saar beteiligen. Vorgesehen ist, dass die teilnehmenden Hausärzte ihren Patienten zusätzlich zur Überweisung einen "Laufzettel" mitgeben, auf dem unter anderem vermerkt ist, ob der Patient einen Termin binnen 48 Stunden, binnen einer Woche oder später braucht.
Der Facharzt erhält diesen Zettel, notiert darauf weitere Angaben und gibt ihn bei der KV ab. Für ihren Zusatz-Aufwand erhalten Haus- und Fachärzte für einen Teil der Fälle pro Überweisung fünf Euro.
Ausgewertet werden die "Laufzettel" an der Universität des Saarlandes. Die Wissenschaftler wollen zum einen die durchschnittlichen Wartezeiten herausfinden aber auch die Akzeptanz des Zettel-Systems überprüfen. Dazu werden im zweiten und dritten Quartal jeweils 500 Patienten sowie möglichst alle beteiligten Ärzte befragt.
Das Modellprojekt angestoßen hatte die Ärzteschaft an der Saar. Haus- und Fachärzte hatten die "Zettel-Idee" schon vor mehreren Jahren ins Leben gerufen - etwa für Fälle, in denen der Kollege nicht direkt telefonisch erreichbar ist, um einen dringenden Termin abzumachen. Bislang fehlen aber Informationen wie umfangreich dies genutzt wird und wie erfolgreich es ist.
Ergebnisse sollen in Gesetzgebungsverfahren einfließen
Die KV Saarland stellt für das Modellprojekt daher nun 100.000 Euro zur Verfügung. Das Saarland schießt zusätzlich 10.000 Euro dazu. Erweist sich das Zettel-Modell als erfolgreich, will Saar-Gesundheitsminister Storm in Berlin dafür werben, dass auch regionale Lösungen zugelassen werden.
"Ich kann mir schon vorstellen, dass die Ergebnisse in das Gesetzgebungsverfahren einfließen - zum Beispiel als Öffnungsklausel", meinte der CDU-Politiker.
Das würde den Wünschen der Vertragsärzte an der Saar sicher entgegenkommen. "Wenn wir eine Terminvergabestelle einrichten müssen, ist das mit Verwaltungskosten verbunden", meinte der saarländische KV-Vorsitzende Dr. Gunter Hauptmann. "Und das dürfen dann wieder die Ärzte bezahlen."
Hauptmann wünscht sich außerdem, dass auch die Patienten in Sachen Arzt-Termine zu mehr Disziplin angehalten werden. "Ich bekomme von ganzen vielen Praxen mitgeteilt", so Hauptmann, "dass fünf bis 15 Prozent der Patienten ihre Termine gar nicht wahrnehmen".
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Bloß ein Papiertiger